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    Klaus Theweleit über Schreib- und Lebensweisen - Teil 1

    deDecember 21, 2023
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    Were there any notable quotes or insights from the speakers?
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    About this Episode

    Klaus Theweleit ist dieses Mal bei DEAR READER zu Gast. Mit einer Doppelfolge wollen wir das lange Gespräch, das Mascha Jacobs mit ihm in Freiburg geführt hat, zugänglich machen. Theweleit erzählt darin von seiner beruflichen, politischen und persönlichen Entwicklung. Von seinen Lebensweisen und wir er zum Schreiben gekommen ist. Und wie wichtig, andere Bücher, Filme, Musiken, Kunstwerke, Filme und das gemeinsame Arbeiten mit anderen sind. Sein aktuelles Buch ist als Wellenroman übertitelt. „a - e - i - o – u. Die Erfindung des Vokalalphabets auf See, die Entstehung des Unbewussten und der Blues“ heißt der Text, der bei Matthes und Seitz erschienen ist. Genauso wie seine zweibändige „Männerphantasien“ dort vor Kurzem neu aufgelegt wurde. Als Lieblingsstücke herausgesucht hat Klaus Theweleit einen Film von Godard. DIE KARABINIERI von 1962. Und ein wunderschönes Gedicht von Else Lasker-Schüler: Mein blaues Klavier, das Else 1937 im Exil in Jerusalem geschrieben hat. Die beiden kichern während des fast dreistündigen Gesprächs viel und weinen manchmal. Und sie sprechen über das, was sie lieben und wie man leben könnte. Mit Menschen, Gruppen, Kindern, Liebespartnern, Kunst und Politik. Viel Spaß!

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    Klaus Theweleit über Schreib- und Lebensweisen - Teil 1

    Klaus Theweleit über Schreib- und Lebensweisen - Teil 1
    Klaus Theweleit ist dieses Mal bei DEAR READER zu Gast. Mit einer Doppelfolge wollen wir das lange Gespräch, das Mascha Jacobs mit ihm in Freiburg geführt hat, zugänglich machen. Theweleit erzählt darin von seiner beruflichen, politischen und persönlichen Entwicklung. Von seinen Lebensweisen und wir er zum Schreiben gekommen ist. Und wie wichtig, andere Bücher, Filme, Musiken, Kunstwerke, Filme und das gemeinsame Arbeiten mit anderen sind. Sein aktuelles Buch ist als Wellenroman übertitelt. „a - e - i - o – u. Die Erfindung des Vokalalphabets auf See, die Entstehung des Unbewussten und der Blues“ heißt der Text, der bei Matthes und Seitz erschienen ist. Genauso wie seine zweibändige „Männerphantasien“ dort vor Kurzem neu aufgelegt wurde. Als Lieblingsstücke herausgesucht hat Klaus Theweleit einen Film von Godard. DIE KARABINIERI von 1962. Und ein wunderschönes Gedicht von Else Lasker-Schüler: Mein blaues Klavier, das Else 1937 im Exil in Jerusalem geschrieben hat. Die beiden kichern während des fast dreistündigen Gesprächs viel und weinen manchmal. Und sie sprechen über das, was sie lieben und wie man leben könnte. Mit Menschen, Gruppen, Kindern, Liebespartnern, Kunst und Politik. Viel Spaß!

    Klaus Theweleit über Schreib- und Lebensweisen - Teil 2

    Klaus Theweleit über Schreib- und Lebensweisen - Teil 2
    Klaus Theweleit ist dieses Mal bei DEAR READER zu Gast. Mit einer Doppelfolge wollen wir das lange Gespräch, das Mascha Jacobs mit ihm in Freiburg geführt hat, zugänglich machen. Theweleit erzählt darin von seiner beruflichen, politischen und persönlichen Entwicklung. Von seinen Lebensweisen und wir er zum Schreiben gekommen ist. Und wie wichtig, andere Bücher, Filme, Musiken, Kunstwerke, Filme und das gemeinsame Arbeiten mit anderen sind. Sein aktuelles Buch ist als Wellenroman übertitelt. „a - e - i - o – u. Die Erfindung des Vokalalphabets auf See, die Entstehung des Unbewussten und der Blues“ heißt der Text, der bei Matthes und Seitz erschienen ist. Genauso wie seine zweibändige „Männerphantasien“ dort vor Kurzem neu aufgelegt wurde. Als Lieblingsstücke herausgesucht hat Klaus Theweleit einen Film von Godard. DIE KARABINIERI von 1962. Und ein wunderschönes Gedicht von Else Lasker-Schüler: Mein blaues Klavier, das Else 1937 im Exil in Jerusalem geschrieben hat. Die beiden kichern während des fast dreistündigen Gesprächs viel und weinen manchmal. Und sie sprechen über das, was sie lieben und wie man leben könnte. Mit Menschen, Gruppen, Kindern, Liebespartnern, Kunst und Politik. Viel Spaß!

    Tijan Sila über Gewalt, Familien und Männerphantasien

    Tijan Sila über Gewalt, Familien und Männerphantasien
    Tijan Sila ist zum zweiten Mal bei DEAR READER zu Gast. Dieses Mal bringt Tijan Sila sein aktuelles Buch Radio Sarajevo mit. – welches nun schon ein paar Monate nach Erscheinen in der vierten Auflage bei Hanser Berlin erschienen ist. Elegant, berührend, lustig schreibt Sila dort von seinen Erfahrungen im besetzten Sarajevo. Von den Gewaltverhältnissen, die zu Kriegen führen und darüber, wie er für Überlebende nie zu enden scheint. Mitgebracht hat Tijan Sila das Familienlexikon von Natalia Ginzburg. Aus dem Italienischen und mit einem Nachwort von Alice Vollenweider, im Verlag Klaus Wagenbach erschienen. Und Sue Townsend, The Secret Diary of Adrian Mole Aged 13¾, erschienen 1982 im Methuen Verlag.    Wir sprechen über rechtschaffene Garstigkeit, Geiselhaft, Gewalt gegen Kinder, rabiate Sozialistinnen, über den Walser-Gestus von Schriftstellern, über Menschlichkeit und die coolste Schriftstellerin aller Zeiten, den ersten Schlag und Teenager. Viel Spaß!

    Ulrike Sterblich über Magie, Technologie und Literatur

    Ulrike Sterblich über Magie, Technologie und Literatur
    Dieses Mal ist Ulrike Sterblich bei DEAR READER mit ihren zwei Lieblingsbüchern zu Gast. Bevor Mascha Jacobs die Tür öffnete, dachte sie Ulrike Sterblich noch nie gesehen zu haben. Seltsam, wenn man Kinder im gleichen Alter und viele gemeinsame Freunde hat und ca. 500 Meter voneinander entfernt wohnt. Als sie die Tür öffnetete, wusste sie sofort. Die kenn ich doch vom Sehen. Ja, ich auch. Du kommst mir bekannt vor. Wie das halt so ist, wenn man sich von Social Media kennt oder die Bücher der anderen gelesen hat. Vielleicht haben wir uns auch einfach nur mal kurz beim Einkaufen angegrinst. Viele wissen vielleicht noch nicht wer Ulrike Sterblich ist, auch wenn sie gerade mit ihrem Buch DRIFTER bei Rowohlt erschienen, sehr verdient auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2023 auf der Shortlist stand. Mascha Jacobs und Ulrike Sterblich trafen sich einen Abend vor der Preisverleihung. Der Preis ging an Tonio Schachinger, Herzlichen Glückwunsch, und bestimmt zurecht, aber Ulrike Sterblich und Necati Öziri, die beide bei DEAR READER zu Gast waren und über ihre Lieblingsbücher gesprochen haben, waren meine Favoriten. Ulrike verehre ich lustigerweise schon lange aus der Ferne, weil sie Anfang der 2000er eine Show moderierte, die Berlin Bunny Lectures, in der sie zum supatopcheckerbunny mutierte, das in der Folge auch eine Comicfigur in einem Comic für die Titanic wurde, den sie gemeinsam mit Tex Rubinex erfunden hat. Ulrike arbeitet ansonsten seither als Autorin und als Politologin in der politischen Bildungsarbeit. Mascha Jacobs freut sich jetzt schon sehr auf alle weiteren Bücher dieser außergewöhnlich guten Autorin. Drifter, ihr aktuelles und turbulentes, sollte man gelesen haben. – Warum? Darüber spreche ich mit ihr. Wir sprechen aber auch über Comics, Superhelden, Bilder des Krieges, kollektive und individuelle Traumata, Portale, Phantastik und Realismus, weibliche Trickster*innen, die Poesie des Aberglaubens, Plagiate und Einflüsse, den Humus fremder Texte, der uns bewohnt. Den Zufall, Feste, Aberglauben, Matroschkas, Technologie, Maxim Gorki und die Teufel-Gott Aufgabenteilung. Mitgebracht hat Ulrike Sterblich: Der Meister und Magarita von Michail Bulgakow (in einer Aufbau-Ausgabe von 1983, deutsch von Thomas Reschke mit einem tollen Nachwort von Ralf Schröder. Und Jonathan Lethems Essay: The Ecstasy of Influence. (Unter dem Titel Bekenntnisse eines Hochstaplers. Memoiren in Fragmenten 2012 bei Klett Cotta von Gregor Hens ins Deutsche übersetzt).

    Katharina Holzmann über leichte und schwere Texte

    Katharina Holzmann über leichte und schwere Texte
    Dieses Mal ist Katharina Holzmann bei DEAR READER zu Gast. Sie macht zusammen mit Sascha Ehlert und vielen Freunden und Autor*innen das wirklich gute Musikmagazin DAS WETTER, jetzt schon seit 10 Jahren. Genauso lange wie ich mit ein paar Freunden die Zeitschrift „Pop. Kultur und Kritik“ herausgebe und interessanterweise genauso lange, wie wir mit ein paar Freund*innen 10nach8 bei Zeit Online redaktionell betreuen. Das muss ein gutes Jahr gewesen sein, 2013. Wir hätten unsere Jubiläen heuer alle zusammen feiern können, machen wir aber nicht, leider. Mit Katharina Holzmann könnte sich Mascha Jacobs so einiges gemeinsam vorstellen. Auch wenn sie sich vor der Aufnahme kaum kannten, sich nur ab und an im Nachtleben gesehen haben würde Mascha mit ihr sofort alles oder vieles zusammen tun. So was wie einen Verlag gründen, Quatsch machen, einen Estrich in eine Küche gießen, Haftbefehl-Texte schlecht nachrappen oder andere komplizierte Dinge. Neben ihrer Arbeit als Redakteurin und Schlussredakteurin bei DAS WETTER hat sie gerade bei Kiepenheuer & Witsch „DAS WETTER: Buch für Text und Musik“ mit herausgegeben. Außerdem schmeißt sie ebenfalls gemeinsam mit Sascha Ehlert, der DAS WETTER gegründet hat und mit David Rabolt den Korbinian Verlag. Sie machen ein interessantes Programm „von unten“ viele Autor*innen waren schon hier bei DEAR READER zu Gast. Hallo Jovana Reisinger, Hallo Cemile Sahin, Hallo Marius Goldhorn, um nur ein paar Autor*innen zu nennen. Aber zurück zu unserem Gespräch in Maschas Arbeitszimmer. Bevor Katharina auch nur einen Schluck Wein trinken und sich hinsetzen durfte, wurde sie in das Zimmer des 17-Jährigen Sohn gezerrt. Hier findet man nicht nur das große Kind, sondern auch eine Fotowand - Fotos von den Liebsten gespickt mit Das Wetter und Korbinian Verlag-Stickern. Das war der perfekte Einstieg, etwas peinlich für alle Beteiligten, aber voller Bewunderung und Liebe für die Arbeit von Katharina Holzmann. Danach bekam sie dann auch etwas Alkohol und Zigaretten und wir haben ziemlich schnell auf Aufnahme gedrückt, um nicht alles schon vorher auf dem Balkon auszuplaudern. Man hört uns kichern und schreien und lesen und trinken. Wir sprechen über die Literaturszenen der Weimarer Republik, über Erich Kästner und Juri Sternburg und über Dominik Grafs Doku „Jeder schreibt für sich allein.“ Über „Innere Emigration“ und was Marcel Reich-Ranicki dazu gesagt hätte, über Arno Schmidt, Annette Kelm, Banalitäten, Wahrhaftigkeit, Wortneuschöpfungen, Neue Sachlichkeit, das Lektorieren, Avantgarden, leichte und schwere Texte, und wie sie einander abwechseln sollten und literarische Tricks.

    Necati Öziri über das Schreiben als Übung im Ehrlichsein

    Necati Öziri über das Schreiben als Übung im Ehrlichsein
    Dieses Mal ist Necati Öziri bei Mascha Jacobs zu Gast. Da er Kurzbiografien hasst, sind seine Offiziellen ganz schön geworden. „Necati Öziri, geboren in einer der vielen grauen Ecken des Ruhrgebiets („Hölle Hölle Hölle!"), hat Philosophie, Germanistik und Neue Deutsche Literatur in Bochum, Istanbul und Berlin studiert. Er lebt in Berlin sein drittes Leben, schreibt, macht Theater und manchmal einen auf Intelelli, wofür ihm sein sechzehnjähriges Ich wahrscheinlich eine Schelle verpassen würde. In seinen Texten ist natürlich alles wahr. Öziri war Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung und unterrichtete an der Ruhr-Universität Bochum formale Logik, bis er feststellte, dass Logik die Welt nicht besonders gut beschreibt. Seitdem versucht er zu schreiben, nicht wie die Welt ist, sondern wie sie sich anfühlt. Er ist erbitterter Feind von Kälte, Lactose und Kurz-Biographien. Als Theaterautor schreibt er für das Maxim Gorki Theater, das Nationaltheater Mannheim und das Schauspielhaus Zürich. Öziri trifft sich regelmäßig mit alten Versionen seiner selbst, sie sitzen in Schulheften voller Kaffeeflecken herumblätternd auf dem Boden von Ämtern und warten (worauf eigentlich?) oder sie chillen auf Bänken am Bahnhof und bieten ihm einen Joint an. Bei den 45. Tagen der deutschsprachigen Literatur (dem Ingeborg-Bachmann-Preis) gewann er den Kelag-Preis und den Publikumspreis. Als Kurator leitete er zudem das Internationale Forum des Theatertreffens der Berliner Festspiele. Bei Wut und anderer Erregung dunkelrote Färbung der Ohren.“ Sein Debütroman „Vatermal“ ist am 27. Juli bei Classen erschienen; Necati Öziri steht mit diesem Roman zurecht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis. Ihm ist ein Buch gelungen, das sehr berührend und exzellent geschrieben und lustig und traurig zugleich ist. Mitgebracht hat er Kassandra von Christa Wolf in der Sammlung Luchterhand erschienen. Und James Baldwin Beale Street Blues veröffentlicht im Rowohlt Verlag in einer Übersetzung von Nils Thomas Lindquist. Der Roman und diese Texte führen Mascha Jacobs und Necati Öziri zu einem Gespräch über die Unterschiede zwischen Theater- und Prosatexten, Gefühle, Sounds, Gegengeschichten, nahbare Figuren, Polizeigewalt, Rassismus und Ehrlichkeit. Kurz erwähnt werden neben den mitgebrachten Lieblingstexten: Chimamanda Ngozi Adichie: The danger of a single story https://www.ted.com/talks/chimamanda_ngozi_adichie_the_danger_of_a_single_story Hannah Gadsby: Nanette https://www.netflix.com/title/80233611

    Eva von Redecker über die Liebe zur Welt – trotz allem

    Eva von Redecker über die Liebe zur Welt – trotz allem
    Dieses Mal ist die 1982 geborene Philosophin und Schriftstellerin Eva von Redecker bei Mascha Jacobs zu Gast. Sie hat sich vor ein paar Jahren gegen eine akademische Karriere entschieden, was für uns ein großes Glück bedeutet, denn so konnte sie eine der interessantesten Public Intellectuals des Landes werden, wohlmöglich hätte die Universität sie sonst verschluckt. Ihr aktuelles Buch Bleibefreiheit im Frühjahr 2023 bei Fischer erschienen, ist auch deswegen so toll, weil es kein denkendes Selbstgespräch bleibt, eher an einem partnerschaftlichen Denken interessiert scheint und zu einem gemeinsamen Weiterdenken anstachelt. Es ist neben vielen interessanten Gedanken auch ein formales Experiment, bei dem wir Eva von Redecker auf ihrer Suche nach einer anderen Konzeption von Freiheit begleiten dürfen. Eva von Redecker ist mit Hannah Arendt daran interessiert, Möglichkeiten der Verbundenheit und des „Anfänge setzens“ zu denken – trotz der Düsternis der damaligen und der aktuellen Lage. For the Love of the World, heißt im Original die siebenhundertseitige wirklich fantastische Biografie über Hannah Arendt von Elisabeth Young-Bruehl, die Eva von Redecker mitgebracht hat. Auf deutsch ist sie unter dem Titel Hannah Arendt. Leben, Werk und Zeit bei 1986 im Fischer Verlag erschienen.Der zweite Lieblingstext ist ein Song oder vielleicht eher vertonte Lyrik von Kae Tempest: Grace, das letzte Stück von ihrem Album The Line is a Curve. Auch dieser Song ist ein Plädoyer für die Liebe zur Welt. Mascha Jacobs und Eva von Redecker sprechen über diese Texte und über toxische Freiheitsbegriffe und was das mit dem Eigentumsbegriff zu tun hat, über rassistische und geschlechtsspezifische Gewalt, Momente des Neuanfangs, Reproduktionsarbeit, Gezeiten, produktive Gespaltenheit, Formwillen und über das Glück des Schreiben-Dürfens.

    Bücher austrinken mit Teresa Präauer

    Bücher austrinken mit Teresa Präauer
    Dieses Mal ist die 1979 geborene österreichische Schriftstellerin Teresa Präauer bei Mascha Jacobs zu Gast. Sie ist nicht nur eine Vielleserin, sondern hat in den letzten zehn Jahren jedes Jahr ein Buch veröffentlicht. Viele davon im Wallstein Verlag. Jedes Buch ist anders, denn sie arbeitet in sehr unterschiedlichen Textformen. Und auch mit dem Buch und dem Papier als Material und Objekt. Das mag daran liegen, dass Teresa Präauer bildende Kunst und Germanistik studiert hat. Das mag aber auch daran liegen, dass ihre Texte, seien es Romane, Kinderbücher, Postkarten, journalistische Stücke oder Essays, eher wie literarische Spiele funktionieren. Besonders verspielt ist Teresa Präauers aktuelles Buch: „Kochen im falschen Jahrhundert“. Allerdings genauso verspielt wie präzise. Die Komik in diesem Kammerspiel, in dem ein Abendessen variiert wird, entsteht durch eine eigentümliche Spannung von Nähe und Distanz, Sinnlichkeit und Künstlichkeit. Teresa Präauer hat dort Worte für die Dinge gefunden, die unsere Gegenwart ausmachen. Und sie wirft hier einen satirischen und gleichzeitig ernsten Blick auf die erstarrten Floskeln, mit denen wir uns verständigen; auf das Verkomplizieren von Allgemeinplätzen und den Aufwand, den Menschen in einem bestimmten Milieu betreiben, um ihren Geschmack zu verfeinern. Mitgebracht hat Teresa Präauer „Bücher machen. Eine Einführung in die Buchgestaltung, im besonderen in die Buchtypografie“ von Jost Hochuli, 1989 bei Agfa Corporation erschienen. Und den fünften Band der Werkausgabe von Elfriede Gerstl „Das vorläufig Bleibende. Texte aus dem Nachlass und Interviews“, der von Christa Gürtler und Martin Wedl 2017 im Literaturverlag Droschl herausgegeben wurde. Mascha Jacobs und Teresa Präauer sprechen über Bücher als Gebrauchsgegenstände und dreidimensionale Körper und über die Gestaltung von Texten. Über ihre Liebe für schmale Bände und kleine Formen. Über Wahlverwandtschaften von Lektüren, über das Beiläufige, Durchgearbeitete, über Hüte, Humor, ausgestelltes Wissen und Lässigkeit.

    Ulrich Gutmair über Uneindeutigkeit

    Ulrich Gutmair über Uneindeutigkeit
    Ulrich Gutmair ist dieses Mal bei DEAR READER zu Gast. Er schreibt seit 30 Jahren für Tageszeitungen und Magazine über Pop und Geschichte und ist Redakteur bei der taz. Schon mit seinem Sachbuch-Debüt „Die ersten Tage von Berlin. Der Sound der Wende“ ist ihm eine Kultur- und Musikgeschichte gelungen, die weder nostalgisch noch abgeschlossen klang. Auch in seinem Buch „„Wir sind die Türken von morgen.“ Neue Welle, Neues Deutschland“ wieder im Tropen-Verlag veröffentlicht, lässt Gutmair sein Material, er hat sich jahrelang durch Fanzines, Lyrics und Diskurse der frühen 80er-Jahre gegraben und selbst viele Interviews gemacht, oft für sich sprechen. Klar wird, viele Themen, die uns heute beschäftigen, trieben auch schon vor 40 Jahren vor allem die Jugendlichen um. Dass unter ihnen viele Menschen mit Migrationsgeschichte waren, ist vielleicht auch deshalb kaum in die Popgeschichte eingegangen, weil die Jugendlichen es vorzogen, sich selbst neu zu erfinden, ihnen zugeschriebene Identitäten zurückwiesen oder mit ihnen spielten. „Das Modell dafür war Punk, und was dabei herauskam, war die Neue Welle, die bald zur Neuen Deutschen Welle wurde“, schreibt Gutmair. In den Songtexten, die in seinem Buch ausführlich zitiert werden, wurden keine Geschichten mehr erzählt, sie waren eher einer Schlagzeilenrhetorik verpflichtet, wirkten künstlich, lakonisch, roh und provokant; sie zeichneten sich durch ihren radikalen Gegenwartsbezug und Humor aus. Vor allem aber spielten sie mit Ambivalenzen und Uneindeutigkeiten. Mascha Jacobs und Ulrich Gutmair sprechen über diesen Zugang zur Welt, über unauflösbare Widersprüche, Attitüden der Härte, strategische Affirmation und produktive Formen der Negation. Über DAF, die Querness des Punks, Fanzines, Collagen und feministische Punkbands. Darüber, wie sich die durch Punk inspirierte kurze Neue Welle gegen die „Verdrängung und Verkitschung der gewalttätigen Geschichte Deutschlands“ wandte und sich satirisch auf die xenophoben Ängste bezog. Mitgebracht hat Ulrich Gutmair einen Text von Klaus Abelmann „Alles, was Sie schon immer über Punk wissen wollten (But were Afraid to Ask)", der 1980 in dem Fanzine Neon erschien (http://www.highdive.de/over/neon.htm) und in „Wir waren Helden für einen Tag. Aus deutschsprachigen Punk-Fanzines 1977-1981“ abgedruckt wurde, das 1983 bei Rowohlt von Hollow Skai und Paul Ott herausgegeben wurde. Der zweite mitgebrachte Text ist „Der destruktive Charakter“ von Walter Benjamin, den man in dessen bei Suhrkamp erschienen Gesammelten Schriften, Band IV, herausgegeben von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser S. 396-398 oder bei textlog.de (https://www.textlog.de/benjamin/kleine-prosa/denkbilder/destruktive-charakter#:~:text=Der%20destruktive%20Charakter%20ist%20der,sogar%20die%20Spuren%20der%20Zerstörung) findet. Links Wer Lust bekommt auf die Musik und Texte der Neuen Welle, dem sei die Playlist zum Buch auf Spoitify empfohlen: https://open.spotify.com/playlist/1SkNFVyLvG6OISDKygiZ9q Klaus Abelmann "Alles, was Sie schon immer über Punk wissen wollten (But were Afraid to Ask)": http://www.highdive.de/over/neon.htm

    Paul-Philipp Hanske über Ekstasen und Literatur

    Paul-Philipp Hanske über Ekstasen und Literatur
    In dieser Ausgabe ist Paul-Philipp Hanske zu Gast bei Mascha Jacobs. Der Autor und Journalist hat gerade gemeinsam mit Benedikt Sarreiter bei Matthes und Seitz das Sachbuch „Ekstasen der Gegenwart. Über Entgrenzung, Subkulturen und Bewusstseinsindustrie“ veröffentlicht. Ein Buch das in gewisser Weise auf ihrem ebenfalls zusammen verfassten Buch „Neues von der anderen Seite. Die Wiederentdeckung des Psychedelischen“ (2015 bei Suhrkamp erschienen) aufbaut. Es sind interessante Bücher, weil sie von Erfahrungen sprechen, die sich der Sprache eigentlich entziehen. „Die ekstatische Erfahrung kann also nur schief in Sprache übersetzt werden. Man muss sich der Sache also näherungsweise widmen, und dabei helfen Literatur, Philosophie, Anthropologie und Neurologie“, schreiben die beiden Autoren in „Ekstasen der Gegenwart.“ Ihnen ist ein empfehlenswertes Buch gelungen, das einerseits eine Kulturgeschichte der Ekstasen ist und mit einem kritischen Blick auf aktuelle Phänomene blickt. Ekstatische Momente können in vielen Situationen entstehen. Im Schamanismus, beim Toben, im Tanz, beim Sex, in der Meditation, aber auch beim Sturm aufs Kapitol oder in Ayahuasca-Retreats. Und sie sind neuerdings ein lukratives Geschäft. Mitgebracht hat Paul-Philipp Hanske „Caliban und die Hexe. Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation“ von Silvia Federici – 2012 auf Deutsch bei Mandelbaum Kritik & Utopie erschienen. Und „Annäherungen. Drogen und Rausch“ von Ernst Jünger, 1970 bei dtv/Klett-Cotta veröffentlicht. Wir sprechen über identifikatorisches Lesen und das Gegenteil davon, leise und laute Ekstasen, Hingabe, indigenes Wissen, psychotrope Drogen, Rhythmen, Zeit und Frau Holle.
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