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    Ein Stück Deutschland - Der Podcast

    "Wir können doch nichts dafür. Deutsch ist und bleibt unsere Muttersprache." In San Miguel, einem Ort nördlich von Buenos Aires, steht das Hogar Adolfo Hirsch, das Altenheim der Deutsch sprechenden Juden Argentiniens. Ungefähr 170 alte Menschen leben hier, inmitten eines großzügigen blühenden Parkgeländes. Alle sind Einwanderer der ersten Generation. Sie sind in Deutschland, Österreich oder Ungarn geboren und ihre Lebensgeschichten sind bis heute eng mit Deutschland verknüpft, mit dem Deutschland der Nazizeit. Wir haben 49 von ihnen besucht, um mehr über ihr Leben zu erfahren. Einige haben wir in ihren Zimmern aufgesucht, andere im Park getroffen oder in der Stadt. Hier erzählen 49 Männer und Frauen von ihrer Emigrationsgeschichte, ihrem Verhältnis zu Argentinien und ob sie je darüber nachgedacht haben, wieder in Deutschland zu leben. Die Initiatorin des Projektes, Corinna Below (Journalistin) spricht in diesem Podcast mit ihrem Freund und Kollegen Carsten Janz über die Schicksale der Vertriebenen. Dazu sind Gäste geladen, Experten aber auch Verwandte oder Zeitzeugen. Und auch aktuelle politische Entwicklungen werden hier besprochen. Gegen das Vergessen.
    de46 Episodes

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    "1933 wurde mein Vater festgenommen und ins KZ gesteckt" - #45 - Rut Marx I

    "1933 wurde mein Vater festgenommen und ins KZ gesteckt" - #45 - Rut Marx I
    Um die Fluchtgeschichte von Rut Marx zu verstehen, muss man weit zurückgehen. Eine zentrale Rolle spielt ihr Vater und vor allem seine Herkunft. Als Jugendlicher flieht er ins Deutsche Reich, wird zu Beginn des 1. Weltkrieges festgenommen, musst Zwangsarbeit leisten, kommt frei, macht im Breslau in der Zeit der Weimarer Republik Karriere und heiratet. Alfred Kagan und die deutsche Jüdin Edith Kramer bekommen 1932 ihr erstes und einziges Kind: Rut. Doch das Glück währt nicht lang. Nur ein halbes Jahr später kommen die Nazis an die Macht und Ruts Vater wird festgenommen und in einem Konzentrationslager festgehalten. Er kommt frei und die Familie flieht zunächst in die Tschechoslowakei. Für Alfred Kagan ist es die zweite Flucht. Drei Jahre später werden sie denunziert und sie haben wieder nur wenige Stunden Zeit, um zu fliehen. Dieses Mal soll Paraguay das Ziel sein, doch es kommt anders. In dieser Folge erzählen wir die Geschichte der Familie Kagan bis zu ihrer Ankunft im "Hotel des los Inmigrantes" am 26.09.1936, im Hafen von Buenos Aires.

    "Wie konntet ihr so blöd sein?" - #44 - Lesung Rut Marx

    "Wie konntet ihr so blöd sein?" - #44 - Lesung Rut Marx
    „Wie konntet ihr so blöd sein?“, hat sie ihre Eltern immer wieder gefragt. „Hab ihr denn das nicht gemerkt, gesehen und gelesen?“ Rut Marx konnte nie verstehen, dass es zu der massenhaften Vertreibung und Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden kommen konnte. Und sie hatte Wut im Bauch. Eine Wut gegen alles Deutsche, auch gegen das Deutschsein der Eltern. So beginnt der Text, den ich 2004 über Rut Marx für EIN STÜCK DEUTSCHLAND geschrieben habe. Es ist ein Text über eine, die alles Deutsche ablehnt, zunächst. Rut lernt dann aber ausgerechnet den deutschen Juden Hans kennen und weil die Schwiegereltern darauf bestehen, dass sie Deutsch spricht und sie in den 1980er Jahren mehrfach mit ihm in seine alte Heimat Landau reist, fängt sie doch an, sich auch mit ihrer eigenen deutschen Herkunft auseinanderzusetzen.

    "Die Geschichte ist noch nicht zuende erzählt" - #43 - Exilmuseum Berlin

    "Die Geschichte ist noch nicht zuende erzählt" - #43 - Exilmuseum Berlin
    Vor Jahren schon haben Tim Hoppe, der Fotograf von EIN STÜCK DEUTSCHLAND und ich, die Autorin, nach einer Möglichkeit gesucht, die Fotos und die Geschichten auszustellen. Das war ursprünglich unser Plan. Bei der Recherche im Internet bin ich auf das Exilmuseum Berlin gestoßen und dachte: perfekt!, musste dann aber feststellen, dass das Museum bislang nur als Idee existiert. Seitdem stehe ich in Kontakt mit den Macher:innen. Im Oktober 2022 war ich zur Eröffnung der sogenannten Werkstatt Exilmuseum eingeladen und bin mit meinem Mann hingefahren. Etwa 100 geladene Gäste. Darunter Schirmherrin und Schirmherr Herta Müller und Joachim Gauck, Lea Rosh, Can Dündar, zwei ehemalige Berliner Bürgermeister. Erst vor Ort habe ich überlegt, eine Podcast-Folge draus zu machen. 
Meiner Dreistigkeit habe ich zu verdanken, dass ich ein Interview mit Joachim Gauck machen konnte. Ich hatte es nämlich vorab nicht beim Bundespräsidialamt angefragt.
Außerdem habe ich viele weitere Interviews mit denjenigen geführt, die sich seit Jahren Gedanken darüber machen, wie dieses Exil-Museum aussehen wird, was dort zu sehen sein wird. Nun ist es unmittelbar nach dem Auftakt der Werkstatt Exilmuseum nicht zu einer Podcastfolge gekommen, weil mein Podcast-Partner Carsten und ich andere Lebens-Geschichten erst einmal zu Ende erzählen wollten. Fast ein Jahr später war ich wieder in Berlin, um mir in der Werkstatt Exilmuseum eine sogenannte Immersive Audio-Installation anzugucken, besser gesagt, anzuhören. Sie zeigt, was im zukünftigen Museum möglich ist, um Exil begreifbar zu machen. Was eine Immersive Audio-Installation ist und was sie als neues Format der Vermittlung so extrem geeignet macht, lassen wir uns vom Regisseur Walter Meierjohann und dem Schauspieler Bjarne Mädel erklären. Außerdem kommen weitere Macherinnen der Werkstatt Exilmuseum zu Wort.

    "Ich war nie wieder in Deutschland" - #42 - Edith Sichel III

    "Ich war nie wieder in Deutschland" - #42 - Edith Sichel III
    Der Kampf um "Wiedergutmachung" geht in dieser Folge zu Ende: Edith Sichel erhält insgesamt 10.000 DM von der Hamburger Sozialbehörde. Diese sieht es zuletzt als bewiesen an, dass Edith durch die erzwungene Emigration nach Argentinien einen "Ausbildungsschaden" erlitten hat. Den finanziellen Schaden, der ihr durch die Flucht entstanden ist, kann damit aber bei Weitem nicht kompensiert werden. Edith hatte bis an ihr Lebensende immer wenig Geld. Es sei ihr unmöglich gewesen, damit auszukommen, sagte sie 2004. Sorgenfrei konnte sie dann aber im Hogar Hirsch leben, dem Altenheim für Deutsche sprechende Jüdinnen und Juden. Auch wenn Ediths Leben durch die Flucht aus Nazideutschland steinig war, so blickt sie im Interview 2004 doch sehr positiv auf ihr Leben zurück und sieht vor allem, dass sie Glück gehabt hat. Doch ein Schmerz bleibt: Ediths Opa, ihr Onkel, dessen Frau und Tochter und viele ihrer Klassenkameradinnen aus ihrer Hamburger Schule, sind im KZ umgekommen. „Sehr, sehr traurig“ schließt sie das Interview. Doch dann fügt sie doch noch hinzu: „Aber viele haben sich sicher auch retten können.“ Bis zu ihrem Tod im November 2021 ist Edith Sichel ein sehr positiv denkender Mensch geblieben. In dieser Folge erzählt neben Edith auch ihre jüngere Schwester Sigrid, die ich im August 2023 über WhatsApp interviewen konnte, nachdem ich erfahren hatte, dass sie noch lebt. Was für ein großes Glück! Sie konnte einige meiner Fragen beantworten, die ich zu Ediths Geschichte hatte. Außerdem hat ihre Tochter Ruth Fotos geschickt, die nun auf Ediths Seite von EIN STÜCK DEUTSCHLAND zu sehen sind. Fotos aus der Zeit der Kindheit in Hamburg, von der Überfahrt nach Buenos Aires, der Hochzeit von Sigrid, auf dem Sigrid eine junge Frau ist.

    "Gehen Sie aus Deutschland raus. Es wird sehr schwer für die Juden werden!" - #41 - Edith Sichel II

    "Gehen Sie aus Deutschland raus. Es wird sehr schwer für die Juden werden!" - #41 - Edith Sichel II
    In dieser Folge geht es um das große Glück, das Ediths Familie widerfährt, als ein Mann sie vor dem warnt, was auf Jüdinnen und Juden zukommen wird. Daraufhin entschließen sich Ediths Eltern zur Flucht aus Nazideutschland. Erst geht der Vater aufs Schiff, später die Mutter, Edith und ihre drei Geschwister. Dieses mal geht es nicht nach Brasilien, sondern nach Argentinien und ein ungewohntes, völlig neues Leben beginnt ... In dieser Folge kommt neben Edith selbst auch Christina Igla von der Hamburger Stolperstein-Initiative zu Wort. Mit ihr war die Autorin von EIN STÜCK DEUTSCHLAND, Corinna Below, im Hamburger Staatsarchiv, um die sogenannten Wiedergutmachungsakten von Edith und ihrem Vater Kurt Brauer durchzuarbeiten. Die wichtigsten Dokumente aus beiden Akten haben befreundete Kolleg:innen vom NDR für EIN STÜCK DEUTSCHLAND eingesprochen, sodass auch sie zu hören sind. Sie geben zum Einen spannende Eiblicke in den Behörden-Jargon der Nachkriegszeit, zum anderen aber auch in das Leben im Exil im Norden Argentiniens, von dem die Briefe an das Hamburger Sozialamt Ende der 1950er Jahre berichten. So erfahren wir einiges über das Leben in der jüdischen Siedlung Moisesville. Hier versuchen die Eltern von Edith, Martha und Kurt, mithilfe der Kinder, Landwirtschaft zu betreiben. Das Leben auf dem Land ist ungewohnt und mühsam. Auch Edith muss helfen. Sie kann nur drei weitere Jahre zur Schule gehen. Die weiterführende Schule ist zu weit weg. Für die Fahrt fehlt den Eltern das Geld. Edith kann keinen Schulabschluss machen. Eine Ausbildung zur Modistin oder Schneiderin bleibt ihr verwehrt. Wird sie dafür eine finanzielle Wiedergutmachung bekommen? Das erfahren die Hörer:innen in der nächsten Folge. Wir diskutieren außerdem, wie der Begriff der Widergutmachung zu verstehen ist, wie er gemeint war und wie wir ihn heute empfinden.

    "Wir konnten nicht mehr auf die Straße gehen, spielen" - #40 - Edith Sichel I

    "Wir konnten nicht mehr auf die Straße gehen, spielen" - #40 - Edith Sichel I
    Als ich Edith Sichel 2004 in San Miguel, Argentinien, interviewt habe, war das Erste, was sie mich fragte: „Kennen Sie die Karolinenstraße? Schule Karolinenstraße? Da sind wir in die Schule gegangen.“ Daran hat sie sich damals noch sehr lebhaft erinnert und davon konnte sie erzählen. Sie hat diese Schule geliebt. Eine jüdische Schule. Ich wohne ganz in der Nähe. Im Zuge der Recherchen für den Podcast habe ich Kontakt zur Schule aufgenommen. Allerdings ist sie heute eine Gedenkstätte: Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule in der Karolinenstraße in Hamburg. Die Leiterin der Gedenkstätte Dr. Anna von Villiez hatte nach meiner ersten Anfrage von 2019 über Edith Sichel, geborene Brauer, nichts finden können. Jetzt hat sie noch mal intensiver geschaut und hatte dann, als ich für ein Interview bei ihr vorbeikam eine Überraschung für mich parat. Für diese und auch die nächste Folge war ich auch wieder mit Christina Igla von der Hamburg-Eppendorfer Stolperstein-Initiative unterwegs. Dieses Mal habe ich sie ins Hamburger Staatsarchiv begleitet, um die sogenannten Wiedergutmachungsakten von Edith und ihrem Vater einzusehen. Wahnsinn, was alles aus ihnen herauszulesen war! Dazu mehr in dieser und der nächsten Folge.

    "Viele Compañeras von mir sind umgekommen. Schrecklich!" - #39 - Lesung Edith Sichel

    "Viele Compañeras von mir sind umgekommen. Schrecklich!" - #39 - Lesung Edith Sichel
    Als ich, die Autorin dieses Podcasts, Corinna Below, das Interview mit Edith Sichel von 2004 für den Podcast vorbereite, da denke ich: Was für eine positive Frau! Was für eine weiche, herzliche Stimme. Sie spricht so warmherzig von ihrer Hamburger Grundschule, der Schule Karolinenstraße. „Das war eine schöne Schule, muy linda!“ Eine jüdische Schule. Gerade erst hatte sie ein Buch über die Schule gelesen und erfahren, welche von ihren ehemaligen Freundinnen und Mitschülerinnen im Holocaust ermordet worden waren. Edith Sichel war 10 Jahre alt, als sie it ihren Eltern und den drei Geschwistern auswandern konnte. Der Vater war bereits 1933 gekündigt worden und ein Mann in Uniform, so erinnert sich Edith Sichel, habe die Familie schon früh gewarnt, sie sollten so schnell wie möglich das Land verlassen.

    "Das was passiert ist, darf nie wieder passieren" - #38 - Edith Weinberg - ein Nachtrag II

    "Das was passiert ist, darf nie wieder passieren" - #38 - Edith Weinberg - ein Nachtrag II
    Dies ist eine der zwei ergänzenden Folge zu den Folgen 18 und 19 über Edith Weinberg. Und zwar Teil II. Hier fließt eine Reise mit ein, die der EIN STÜCK DEUTSCHLAND Fotograf Tim Hoppe und die Autorin Corinna Below im vergangenen Sommer nach Silixen und Lemgo gemacht haben. Dort haben sie spannende Menschen getroffen. Unter anderem einen Punk-Musiker und einen Wohnungsverwalter, die sich gemeinsam gegen Rechtsextremismus in ihrer Region einsetzen. Sie wollen am Geburtshaus von Edith und ihrer Schwester Anni eine Tafel anbringen, die daran erinnern soll, dass die Eltern Isaak und Johanna Kath 1944 in Auschwitz ermordet wurden. Im Anschluss waren sie in Lemgo, wo Ediths Familie seit 1915 gelebt hat. Zusammen mit einer Historikerin sind Tim Hoppe und Corinna Below auf den Spuren der Familie Katz unterwegs. Diese und Folge #37 erzählen, wie heute an die Familie gedacht wird.

    "Man kann das einfach nur vorlesen und es wird einem schon schlecht." - #37 - Edith Weinberg - ein Nachtrag I

    "Man kann das einfach nur vorlesen und es wird einem schon schlecht." - #37 - Edith Weinberg - ein Nachtrag I
    Dies ist eine ergänzende Folge zu den Folgen 18 und 19 über Edith Weinberg. Hier fließt eine Reise mit ein, die der EIN STÜCK DEUTSCHLAND Fotograf Tim Hoppe und die Autorin Corinna Below im vergangenen Sommer nach Silixen und Lemgo gemacht haben. Dort haben sie spannende Menschen getroffen. Unter anderem einen Punk-Musiker und einen Wohnungsverwalter, die sich gemeinsam gegen Rechtsextremismus in ihrer Region einsetzen. Sie wollen am Geburtshaus von Edith und ihrer Schwester Anni eine Tafel anbringen, die daran erinnern soll, dass die Eltern Isaak und Johanna Kath 1944 im Theresienstadt ums Leben gekommen sind. Im Anschluss waren sie in Lemgo, wo Ediths Familie seit 1915 gelebt hat. Zusammen mit einer Historikerin sind Tim Hoppe und Corinna Below auf den Spuren der Familie Katz unterwegs. Die Folge erzählt, wie heute an die Familie gedacht wird.

    "Glück spielt eine große Rolle" - #36 - EIN STÜCK DEUTSCHLAND - Der Film

    "Glück spielt eine große Rolle" - #36 - EIN STÜCK DEUTSCHLAND - Der Film
    Im September 2019 ist die Autorin von EIN STÜCK DEUTSCHLAND mit der Kamerafrau Berit Ladewig nach Buenos Aires, Argentinien geflogen, um mit den verbliebenen Protagonistinnen aus dem Projekt zu drehen. Die Idee war, über die geschriebenen Geschichten hinaus ihre Erinnerungen an die Nazizeit und an ihre Flucht vor der Verfolgung im Film festzuhalten. Ein Dokumentarfilm sollte entstehen. Doch es fehlte noch wenige Monate vor dem Abflug an allem Möglichen. Es fehlte die Ausrüstung, es fehlte eine Person vor Ort, die den Dreh vorbereitet und es fehlte vor allem an Geld. Der Film ist ein Gemeinschaftswerk. Darum geht es in dieser Folge. Zusammen mit Carsten Janz erzählt Autorin Corinna Below sozusagen hinter den Kulissen. Sie erzählen, wie es zu der Idee kam und wer alles mitgemacht hat. Im Interview: die Kamerafrau Berit Ladewig und Saskia Gottstein, die damals in Buenos Aires lebte, durch eine glückliche Fügung zum Projekt gestoßen ist und dann eine sehr wichtige Rolle spielen sollte. Corinna Below: "Am Beispiel des Films wird extrem klar, dass man sowas nicht alleine schaffen kann." Glück spielt beim Filmprojekt eine große Rolle. Das gab es in großen Portionen. Und so ist diese Folge auch eine Folge über die Kraft der Gemeinschaft und über große Dankbarkeit. Diese Folge ist allen Unterstützer:innen gewidmet.

    „Die hatten noch nicht mal Geld zum Essen gehabt.“ - #35ESD - Edith Nassau III

    „Die hatten noch nicht mal Geld zum Essen gehabt.“ - #35ESD - Edith Nassau III
    Zwei Monate war Edith mit ihren Eltern unterwegs gewesen, bevor sie nach viel Angst und Ungewissheit endlich im Hafen von Buenos Aires Anfang Oktober 1939 ankamen. Begrüßt von der ICA, der Jewish Colonisation Association kamen sie zunächst in einer Pension unter, bevor sie mit dem Zug nach Entre Ríos fuhren, aufs Camp, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch das Leben auf dem Land nördlich der Provinz Buenos Aires, ist viel härter, als siech die Kaufmannsfamilie hätte vorstellen können. Edith und die anderen Mädchen gehen nach Buenos Aires, um dort als Hausmädchen zu arbeiten. Sie alle schicken Geld aufs Camp. Denn die Eltern hatten noch nicht mal Geld, um Essen zu kaufen. Sie geht aus Sehnsucht bald zurück aufs Camp und heiratet dort Dieter Nassau, ebenfalls Flüchtling, ebenfalls aus dem Ruhrpott, ein Dortmunder. Sie gehen zusammen nach Buenos Aires und bekommen zwei Kinder. In dieser Folge geht es um den Neuanfang von Edith in der Fremde. Das neue Leben hält ein paar Rückschläge und Schicksalsschläge bereit. Dennoch verliert sie nie den Mut und die Zuversicht. Wir kehren in dieser Folge auch zurück nach Lünen Mitte Juni 2022. Wir sind ei der Stolpersteinverlegung für Edith und ihre Eltern dabei. Wir hören den Bürgermeister, den Initiator der Stolpersteininitiative Gunter Demnig, Udo Kath und Gisela Sons von der Lüner Stolpersteininitiative, drei Stolperstein-Pat:innen. Wir hören aber auch die Tochter von Edith, Marianna und Ediths Schwiegersohn Jorge. Marianna erzählt, wie sehr es sie berührt, dass ihre Familie jetzt Stolpersteine in Lünen hat und Jorge stellt sich vor, wie Edith nach ihrem Tod 2015 zusammen mit Dieter im Himmel sitzt und Hering isst. Den hat sich nämlich sehr geliebt.

    „Die deutschen Juden von Brasilien haben uns gerettet.“ - #34ESD - Edith Nassau II

    „Die deutschen Juden von Brasilien haben uns gerettet.“ - #34ESD - Edith Nassau II
    Am 11. August 1939 ist es endlich so weit. Familie Gumbert hat alle Papiere für die Auswanderung zusammen. Lünen haben sie längst verlassen. Mit der „Antonio Delfino“ verlassen sie den Hamburger Hafen „sozusagen mit dem vorletzten Schiff“, erinnert sie sich. Alle sind überglücklich und voller Angst zugleich, denn man rechnet jederzeit mit dem Ausbruch des Krieges. Als die „Antonio Delfino“ die europäischen Gewässer verlässt, wähnen sich alle 150 Juden an Bord in Sicherheit, doch als sie schon in Pernambuco, Brasilien sind, geht der Krieg los. Die Schifffahrtsgesellschaft will die Juden zurück nach Deutschland schicken, doch die deutschen Juden Brasiliens kommen ihnen zu Hilfe. Edith Nassau ist zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt und sie habe das damals genau begriffen, sagt sie, „ich war ja kein kleines Kind mehr. Sie weiß, „die deutschen Juden von Brasilien haben uns gerettet.“ Was hat es damit auf sich? In dieser Folge ist der Historiker Dr. Björn Siegel zu Gast. Er ist für EIN STÜCK DEUTSCHLAND in die Hamburger Staatsbibliothek gegangen, um das herauszufinden und er einige erhellende Dokumente gefunden. ...

    "„Ich werde das nie vergessen, wie sie geschellt haben, geschellt und geschellt." - #33ESD - Edith Nassau I

    "„Ich werde das nie vergessen, wie sie geschellt haben, geschellt und geschellt." - #33ESD - Edith Nassau I
    Am 9. Dezember 1921 kommt sie in Dortmund als Edith Gumbert zur Welt, und wächst in Brambauer und Lünen auf. „Das ist alles Westfalen, Kohlenpott“ erklärt sie. Obwohl sie noch sehr jung war, könne sie sich an die Machtübernahme der Nazis noch gut erinnern. „Ich habe viel zu viele Erinnerungen,“ sagt sie, „keine guten“. In dieser Folge erzählt sie davon. Sie berichtet, was sie und ihre Eltern dazu bewegt hat aus Nazideutschland zu fliehen. A 13. Juni haben Edith und ihre Eltern Stolpersteine bekommen in Lünen bekommen. Wir sind dabei. In Lünen haben wir Menschen getroffen, die uns erzählen konnten, wie die Stimmung sich gegen die Jüdinnen und Juden immer mehr aufheizte, wie sie vor und in der Pogromnacht verfolgt wurden und erste auch schon ermordet wurden. Hier kommen Udo Kath und Gisela Sons von der Lüner Stolperstein-Initiative zu wort. Die Erinnerungen von Edith Nassau von 2004 und die Ergänzungen von Kath und Sons ergeben ein umfassendes Bild der damaligen gewaltsamen Zeit. Außerdem treffen wir Gunter Demnig, den Initiator der Stolperstein-Initiative, der seit 1996 mehr als 90.000 Stolpersteine verlegt hat und immer noch von jedem einzelnen Schiksal berürt ist.

    "Ich habe viel zu viele Erinnerungen" - #32ESD - Lesung Edith Nassau

    "Ich habe viel zu viele Erinnerungen" - #32ESD - Lesung Edith Nassau
    Als wir, der Fotograf Tim Hoppe und ich, Edith Nassau 2004 als Voluntaria im Altenheim für die Deutsch sprechenden Jüdinnen und Juden Argentiniens kennenlernen, da ist immer noch deutlich zu hören, wo sie herkommt. Aus Westfalen, Kohlenpott. Ihren Dialekt hat sie sich bewahrt. 
Am 9. Dezember 1921 als Edith Gumbert geboren, wächst sie in Brambauer und Lünen auf und sagt: "Ich habe viel zu viele Erinnerungen." Mit neun Jahren erlebt sie die ersten judenfeindlichen Pogrome. Sie und die anderen jüdischen Kinder werden aus der Schule rausgeschmissen und die jüdischen Geschäfte werden geschlossen. Auch das Geschäft des Vaters. Als Edith von der Schule nach Hause kommt, stehen die Nazis vor der Tür und wollen das kleine Mädchen nicht hereinlassen. Familie Gumbert lebt von da an in ständiger Angst. Sie erzählt von dem Hin und Her mit der Ausreise. Zunächst will die Familie nach Palästina, dann nach Argentinien. Erst 1939 können sie sich schlussendlichen entschließen und haben die nötigen Papiere beisammen. In Hamburg gehen sie aufs Schiff. Alle sind überglücklich und voller Angst zugleich, denn man rechnet jederzeit mit dem Ausbruch des Krieges. 150 Jüdinnen und Juden sind an Bord. Als sie in Pernambuco, Brasilien sind, geht der Krieg los. Die Schifffahrtsgesellschaft will die Juden zurück nach Deutschland schicken, doch die deutschen Juden Brasiliens kommen ihnen zu Hilfe …

    "Die sind alle umgekommen." - #31ESD - Ruth Goldschmidt II

    "Die sind alle umgekommen." - #31ESD - Ruth Goldschmidt II
    1938 beschließt Familie Fleischmann, nun auch aus Holland auszuwandern. Sechs Jahre hatten sie hier gelebt. Schmerzlich war, dass sich Oma Bella weigerte, die lange Reise auf sich zu nehmen. Sie beschloss, in Holland zu bleiben und zog in ein jüdisches Altenheim. Ruth ist mittlerweile 10 Jahre alt und erinnert sich gut, wie sie sich von ihrer Oma verabschieden musste. Als sie das 2004 im Interview erzählt hat, stehen ihr die Tränen in den Augen. Ihre Tante, Pianistin und Musiklehrerin, ist zu diesem Zeit immer noch in Hamburg. Sie hat längst ihre Arbeit am Konservatorium verloren. Sie arbeitet fortan in einem jüdischen Kinderheim, begleitet Kindertransporte nach England bis sie 1939 selbst nach England flieht. Die Familie von Ruths Mutter in Hamburg ist groß. Sie kommen alle ums Leben. Vieles habe ich, Corinna Below, Ruth Goldschmidt 2004 nicht gefragt. Wie hießen ihre Eltern? Wann genau ist ihr Geburtsdatum? Wann genau sind sie ausgewandert? Auch in dieser Folge kommt Christina Igla vom „Arbeitskreis Stolpersteine und jüdisches Leben“ der Hauptkirche St Nikolai am Klosterstern in Hamburg-Eppendorf zu Wort. Sie recherchiert sei 11 Jahren die Geschichten hinter den Namen der deportierten jüdischen Haburger:innen. Sie hat eine dicke Akte zu Ruth Goldschmidts Familie gefunden und konnte mithilfe der Dokumente einige meiner Fragen beantworten. Die in der Shoah getöteten Verwandten von Ruth haben in den vergangenen Jahren bereits Stolpersteine bekommen. Auch davon erzählt diese Folge. Es geht aber auch um Ruths Neubeginn in Argentinien und ihrer späteren Rückkehr als ehemalige Hamburgerin, eingeladen vom Besucherprogramm der Hamburger Senatskanzlei. Erst wollte sie nicht fahren, doch dann erlebt sie eine wunderbare Zeit. Doch als sie dann dort ist, erlebt sie eine wunderbare Zeit. „Ich habe nur wenige Menschen in meinem Leben kennen gelernt, die so gut und so interessant waren.“ Diese Reise bringt ihr auch ihre frühen Kindheitserinnerungen zurück, den Teil ihres Lebens, den sie verloren glaubte. „Und wirklich,“ sagt sie und lacht, „als wir weggefahren sind, habe ich geweint, weil ich gerne noch dort geblieben wäre.“

    „Seine Freunde haben ihm gesagt, er soll seine Familie aus Deutschland heraus holen.“ - #30ESD - Ruth Goldschmidt I

    „Seine Freunde haben ihm gesagt, er soll seine Familie aus Deutschland heraus holen.“ - #30ESD - Ruth Goldschmidt I
    Ruth war erst vier Jahre alt, als sie zusammen mit ihrer Schwester und ihrer Mutter ihre Heimatstadt Hamburg fluchtartig verlassen muss, getarnt als Ferienreise. Die Kinder sollen den wahren Grund hinter der Flucht nicht erfahren. Die Eltern wollen sie nicht belasten. Der Vater ist Weinhändler. Er verkauft Moselweine in Nord- und Südamerika. Als die Nazis an die Macht kommen, warnen ihn seine Freunde im Ausland, er solle seine Familie so schnell wie möglich außer Landes bringen. Die kleine Ruth wird all das erst Jahrzehnte später wirklich verstehen. Sechs Jahre lebt sie mit Mutter und Schwester im holländischen Scheveningen. Der Vater ist immer wieder zu Besuch. 1936 folgt die Oma aus Hamburg. Tante Elsa, eine Pianistin und viele Verwandte bleiben in der Hansestadt. 1938 beschließen Ruths Eltern, Holland zu verlassen und nach Buenos Aires auszuwandern. Eine Auswanderung war für die Familie kein Problem, denn dadurch, dass der Vater einige Jahr in Argentinien gelebt hatte, hatte er und auch seine Frau einen argentinischen Pass. Wird die Oma mitgehen? Und was passiert mit Tante Elsa und den anderen Verwandten der Familie. Dazu mehr in der nächsten Folge. In dieser Folge erzählt Ruth Goldschmidt ausführlich von den Hintergründen ihrer Fluchtgeschichte. Die Lücken ergänzt Christina Igla von der Hamburger Stiolpersteininitiative. Sie hat im Hamburger Staatsarchiv zur Familie von Ruth Akten angefordert und einige spannende Dokumente gefunden: Gemeindemitgliedskarten, Schreiben für die Wiedergutmachungsbehörde und die Geburtsurkunde für Ruths Mutter. Sie konnte ir nahezu all meine Fragen beantworten.

    „Sie ist voller Sehnsucht nach ihrer Oma“ - #29ESD - Lesung Ruth Goldschmidt

    „Sie ist voller Sehnsucht nach ihrer Oma“ - #29ESD - Lesung Ruth Goldschmidt
    Ruth Goldschmidt ist Hamburgerin. Sie lebt im Grindelviertel, dort, wo vor der Shoah die meisten Hamburger Jüd:innen leben. Sie ist noch jung, als die Eltern entscheiden, dass die Familie keine Zukunft in Nazideutschland hat. Ruths Vater hat glücklicherweise einen Argentinischen Personalausweis, sodass der die Auswanderung problemlos veranlassen kann. Doch zunächst geht Ruth mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Holland, wo sie sechs Jahre leben. Die Oma kommt wenig später nach, doch bald steht eine schmerzliche Trennung an. Die Familie emigriert im Oktober 1938 nach Argentinien und lassen die Oma zurück. Diese will nicht mit. Diese Trennung belastet Ruth ein Leben lang. Ihre Oma stirbt glücklicherweise, bevor die Nazis sie deportieren können in einem jüdischen Altenheim. Andere Verwandte haben weniger Glück. „Die sind alle, alle umgekommen", sagt Ruth Goldschmidt im Interview 2004. Sie erzählt auch von Ihrer Tante, einer Pianistin, die in Hamburg in einem jüdischen Kinderheim arbeitet und immer wieder Kindertransporte nach England begleitet hat. Sie kann später selbst nach England fliehen und überlebt so den Nationalsozialismus. Ruth tut sich in ihrer neuen Heimat Argentinien anfangs schwer ,ist aber überglücklich, dort endlich ihren Vater wieder zu sehen. Nach und nach wird sie heimisch. Als Erwachsene reist sie mit ihrem Mann auf Einladung des Hamburger Senats in ihre Heimatstadt. Erst hatte sie wenig Lust zu dieser Reise, Doch als sie dann dort ist, erlebt sie eine wunderbare Zeit. „Ich habe nur wenige Menschen in meinem Leben kennen gelernt, die so gut und so interessant waren.“ Diese Reise bringt ihr auch ihre frühen Kindheitserinnerungen zurück, den Teil ihres Lebens, den sie verloren glaubte. Sie erkennt die Tennisplätze am Rothenbaum und kann ihrem Mann ganz genau zeigen, hinter welchem Fenster der Flügel ihrer Tante gestanden hat. I Für die Moderation zu dieser Folge habe ich , Corinna Below, meine Freundin und Kollegin Hannah Böhme interviewt. Sie ist eine der EIN STÜCK DEUTSCHLAND Sprecher:innen. Vier der Texte hat sie für das Projekt eingesprochen. Die Geschichte von Ruth Goldschmidt hat sie zwar nicht selbst gesprochen. Dennoch hat sie mit dieser Protagonistin eine besondere Verbindung. Als sie vor Jahren nach Hamburg gezogen war, wohnte sie in der Schlüterstraße 86, genau gegenüber von der Wohnung, in der knapp 80 Jahre zuvor Ruth als Kind gelebt hatte.

    "Meine älteste Schwester ist ermordet worden. Frieda Kahn." - #28ESD - Lore Mayer III

    "Meine älteste Schwester ist ermordet worden. Frieda Kahn." - #28ESD - Lore Mayer III
    Lore Mayer erzählt zusammen mit Sven Sprowls über die Ermordung ihrer Schwester Frieda. In der dritten ausführlichen Podcastfolge zu Lore Mayer erzählen wir die Geschichte der Ermordung ihrer ältesten Schwester Frieda. Dieser sinnlose Tod hat sie bis an ihr Lebensende sehr beschäftigt. Im Interview 2004 ist sie immer wieder darauf zurückgekommen. Leider konnte sie 2004 aber keine Details mehr erzählen. Dafür war ihre Erinnerung schon zu stark verblasst. Was sie allerdings damals auch noch nicht wusste ist, WIE Frieda, deren Mann Leopold und der jüngste Sohn Hans umgebracht wurden, denn damals waren die Details noch nicht erforscht. 2009 ist Lore Mayer im Alter von 98 Jahren gestorben. Erst danach haben Schüler:innen im Rahmen einer Reise nach Auschwitz die Namen von Frieda, Leopold und Hans in einer Liste gefunden und herausgefunden, dass sie 1942, gleich nach ihrer Ankunft im Vernichtungslager, vergast worden sind. Wir sind mit Sven Sprowls, der Lore Mayer sehr gut gekannt hat, nach Ludwigshafen gefahren, um die Stolpersteine der drei Ermordeten zu besuchen. Sven erzählt im Podcast von der sogenannten Wagner-Bürkel-Aktion, bei der insgesamt 6.500 Jüdinnen und Juden aus Baden und der Saarpfalz an zwei Tagen im Oktober 1940 zusammengetrieben wurden und ins Lager Gurs ins besetzte Frankreich deportiert worden sind. Hier haben Lores Schwester, ihr Schwager und ihr geliebter Neffe zwei Jahre unter schlimmsten Bedingungen gelebt, bevor sie 1942 nach Auschwitz deportiert und vergast worden sind.

    "Wir haben alle an Deutschland gehangen. Das war eine große Trennung." - #27ESD - Lore Mayer II

    "Wir haben alle an Deutschland gehangen. Das war eine große Trennung." - #27ESD - Lore Mayer II
    Wir beginnen die zweite Podcastfolge über Lore Mayer im Jahre 1933. Lore ist 23 Jahre alt und hat Liebeskummer. Gleichzeitig verändert sich ihre Welt in Mannheim, denn die Nazis haben die Macht übernommen. Jüdinnen und Juden wie sie werden schikaniert und entrechtet. Ihre Mutter treibt ihre Auswanderung voran. Weil sie aber nicht ohne einen Mann auswandern kann, heiratet sie Paul Mayer, den sie nicht liebt. Sie ziehen nach Darmstadt, wohnen in einer kleinen, bescheidenen Wohnung. Lore arbeitet in einem jüdischen Kaufhaus. Sie erlebt den Fanatismus ihrer Kolleginnen und den Boykott jüdischer Geschäfte. Ein halbes Jahr müssen Lore und Paul auf die Einreisepapiere für Argentinien warten. Sie reisen über Hamburg aus und sind zunächst voller Hoffnungen. Doch der Start in Buenos Aires ist extrem schwer. Ihr Onkel, von dem sie sich Starthilfe erhofft hatten, erweist sich als wenig liebenswert und Paul, der eigentlich Bierbrauer ist, muss im Hafen Säcke schleppen. Sie ziehen von Pension zu Pension und haben kaum Geld, um ihr Leben zu bestreiten. Bald geht es etwas besser und sie mieten ein kleines Haus. Als sie Lores Mutter und Pauls Vater endlich nachholen können, wird es sehr eng. Ein Zimmer muss Lore vermieten, weil das Geld nicht reicht. Sie vermietet an einen Nazi, den sie sogar bekochen muss, um etwas dazuzuverdienen. Eine schwierige Zeit. Aber es geht ihnen langsam finanziell immer besser. Doch bald stellt sich heraus, dass Paul homosexuell ist. Die beiden trennen sich in Freundschaft. Scheiden lassen können sie sich nicht, weil Scheidungen in Argentinien damals noch verboten sind. Lore fängt an, in einer Buchhandlung zu arbeiten. Geführt wird sie von dem Düsseldorfer Roberto Sternau, auch ein Flüchtling. Sie verlieben sich und ziehen später aufs Land in die Sierras de Córdoba. Hier kauft sich Lore vom Erbe einer ihrer Schwestern ein kleines Haus und lebt ihre Liebe zur Natur und zu den Tieren aus. Hier wird sie am Ende ihres Lebens erst richtig glücklich. Lore fängt an, in einer Buchhandlung zu arbeiten. Geführt wird sie von dem Düsseldorfer Roberto Sternau, auch ein Flüchtling. Sie verlieben sind und ziehen später aufs Land in die Sierras de Córdoba. Hier kauft sie sich vom Erbe einer ihrer Schwestern ein kleines Haus und lebt ihre Liebe zur Natur und zu den Tieren aus. Hier wird sie am Ende ihres Lebens erst richtig glücklich. Lore fängt an, in einer Buchhandlung zu arbeiten. Geführt wird sie von dem Düsseldorfer Roberto Sternau, auch ein Flüchtling. Sie verlieben sind und ziehen später aufs Land in die Sierras de Córdoba. Hier kauft sich Lore vom Erbe einer ihrer Schwestern ein kleines Haus und lebt ihre Liebe zur Natur und zu den Tieren aus. Hier wird sie am Ende ihres Lebens erst richtig glücklich.

    "Die Frauen waren alle fanatisch, waren verliebt in den Herrn Hitler" - #26ESD - Lore Mayer I

    "Die Frauen waren alle fanatisch, waren verliebt in den Herrn Hitler" - #26ESD - Lore Mayer I
    Ihr Leben beginnt im November 1910. Lore Mayer wächst in wohlhabenden Verhältnissen mit drei sehr viel älteren Schwestern auf, besucht die höhere Töchterschule und wird auf das Leben als Sekretärin und Ehefrau vorbereitet. Doch dann kommt die Inflation, der Vater verliert sein gesamtes Vermögen. Sechs Jahre später stirbt er. Nachdem die Schwestern bereits aus dem Haus und verheiratet sind, müssen Mutter und Tochter in eine kleine Wohnung ziehen und Lore wird von ihrem langjährigen Freund sitzen gelassen. Der Antisemitismus nimmt immer mehr zu und die Mutter drängt Lore dazu, einen Verehrer zu heiraten, den sie allerdings gar nicht liebt. Die Mutter will, dass Lore mit diesem Mann nach Argentinien auswandert. Lore lässt sich bequatschen. Sie sagt im Interview: "Mir war alles egal". Bevor sie Deutschland für immer verlässt, zieht das junge Paar übergangsweise nach Darmstadt und Lore arbeitet im Kaufhaus der Gebrüder Rothschild im Büro und erlebt, wie die SA die Menschen davon abhielt, hier einzukaufen. Dieser Folge liegen drei Interviews zugrunde: 1. Das Interview, das die Autorin 2004 mit Lore Mayer im Altenheim für Deutsch sprechende Jüd*innen in dSan Miguel/ Buenos Aires/ Argentinien geführt hat, 2. ein Interview, das ihr Nenn-Enkel Sven Sprowls mit ihr 1990 in Córdoba/ Argentinien geführt hat, und 3. ein Interview, das die Autorin Corinna Below im Oktober 2021 mit Sven Sprowls in Mannheim und Darmstadt geführt hat. Zusammen mit dem Fotografen Tim Hoppe haben sie sich auf die Spuren von Lore Mayer begeben.