Follow-Up: Sind wir alle schon post-rassisch? – Eine Reaktion von Marita Wagner auf Prof. em. Dr. Christoph Türcke (01.07.2021)
Ist Rassismus, also rassistische Diskriminierung und Benachteiligung, die dunkle Seite der Moderne? Bestehen – trotz des formal-politischen Endes des Kolonialismus – immer noch koloniale Überreste in unserem heutigen Denken und unserer Sprache? Oder sind rassistische Ausbrüche gar nicht systemisch und systematisch, sondern vielmehr individueller Natur? Im heutigen Follow-Up zur Folge vom 1. Juli 2021 (Prof. em. Dr. Christoph Türcke) geht Marita Wagner, Theologin und Referentin für weltkirchliche Pastoral beim Internationalen Katholischen Hilfswerk "missio" in Aachen der Frage nach, ob wir alle schon post-rassisch sind oder es einer tiefgreifenden De-kolonisierung unseres Denkens bedarf? Sie verweist dabei auch auf die Wirkungs- und Bedeutungsgeschichte von Worten. Wagner plädiert für ein Bewusstmachen der Gewordenheiten und globalen Verflechtungsgeschichten sowie der Anerkennung existenzieller Realitäten von Unterdrückung, Leid, Herrschaft und Ausgrenzung. Ihr geht es um einen Versöhnungsprozess, der sich durch das Heilen und Versöhnen gestörter oder gar zerbrochener Beziehungen auszeichnet. Auch geht Wagner darauf ein, dass dieses sich Hineinversetzen und Einfühlen in die Lebenswirklichkeiten anderer Mitmenschen emotional anstrengend und durchaus schmerzhaft sein kann.