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    006 – Manuela Reichert: Frauen müssen gar nichts.

    deApril 01, 2021
    What was the main topic of the podcast episode?
    Summarise the key points discussed in the episode?
    Were there any notable quotes or insights from the speakers?
    Which popular books were mentioned in this episode?
    Were there any points particularly controversial or thought-provoking discussed in the episode?
    Were any current events or trending topics addressed in the episode?

    About this Episode

    Die gebürtige Salzburgerin Manuela Reichert ist schon als Kind zwischen Stadt und Land gependelt und kennt beide Welten. Sie war schon immer musik- bzw. kulturinteressiert und wusste bereits sehr früh, dass sie im Kulturbereich arbeiten möchte. Nach einem Aufenthalt in Neapel ging sie nach Linz um Betriebswirtschaft und Kulturmanagement zu studieren. Manuela Reichert singt seit ihrer Schulzeit und ist heute mit ihrer Band “Frau Dr. Manuela Bluesberatung” auf der Bühne zu erleben. Der Name der Band hat mit ihrem nicht abgeschlossenen Doktoratsstudium zu tun, welches sich neben Vollzeit-Job, Familie, Kind und anderen Verpflichtungen nicht mehr ausgegangen ist. Ihre Bandkollegen haben ihr den Doktortitel trotzdem verliehen. Sie meint, dass es um Musikerin zu sein, etwas Kompromissloses braucht und weiß sich deshalb im Kulturmanagement richtig aufgehoben. Ihre regelmäßige Bühnenerfahrung erachtet sie als wertvoll und wichtig für ihr Aufgabenfeld als kaufmännische Geschäftsführerin, da sie dadurch weiß, wie es „auf der anderen Seite” ist und ihr einen Wissensvorsprung verschafft. Direkt nach dem Studium begann Reichert als Geschäftsführerin der Kulturpark Traun GmbH und leitete diese 18 Jahre lang. Mit einem 3-jährigem Kind direkt nach dem Studium in die Geschäftsführung einzusteigen hat sie geprägt. Es galt schnell zu lernen und mutig zu Entscheidungen zu stehen. Anders wäre der Weg vom kleinen regionalen Kulturbetrieb zu einer österreichweiten Größe vor den Toren der Landeshauptstadt Linz nicht möglich gewesen. Als Geschäftsführerin entwickelte sie die Spinnerei in der alten Weberei zu einer beliebten Location für Rock, Blues, Kabarett und Weltmusik. Das historische Schloss Traun wurde unter ihrer Leitung zu einem Kultur-, Feste- und Seminarzentrum und einer Begegnungsstätte für Klassikkonzerte, Theater und Kinderkultur. Im Mai 2017 eröffnete die neue Spinnerei, welche unter ihrer Federführung geplant und gebaut wurde. Von 2018 bis 2020 war sie kaufmännische Geschäftsführerin der Philharmonie Salzburg und der Kinderfestspiele an der Seite von Chefdirigentin und künstlerischen Leiterin Elisabeth Fuchs. Anfang November 2020 übernahm Manuela Reichert die kaufmännische Geschäftsführung für die Kulturhauptstadt Bad Ischl - Salzkammergut 2024 GmbH. Damit verantwortet sie gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter Stephan Rabl die europäische Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl – Salzkammergut. Während der Woche lebt sie in Bad Ischl und am Wochenende in der Nähe von Linz. Im Gespräch verrät uns Manuela Reichert, dass sie sich wünschen würde, dass berufstätige Frauen mit Familienwunsch nicht mehr in die Teilzeitfalle tappen, sondern verstärkt Führungspositionen einnehmen. Wie so ein Modell funktionieren könnte, beschreibt sie anhand eines spannenden Kinderbetreuungskonzepts aus Schweden. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen ist sie überzeugt, dass Netzwerke in allen Lebensphasen – privat wie beruflich – essentiell und Grundvorraussetzung für eine ausgewogene Balance sind. Jede/r kann sich entscheiden entweder dem Fluss des Lebens zuzuschauen oder aber reinzuspringen und selbst zu schwimmen!

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    042 – Sabrina Krobath: Glaub an dich

    042 – Sabrina Krobath: Glaub an dich
    Sabrina Krobath beschreibt sich selbst als eine getriebene, offene und mutige Person, und wir müssen bestätigen, dass uns beim Interview ein absolutes Energiebündel gegenübersaß. Aufgewachsen ist Sabrina in einer großen Familie mit sechs Geschwistern. Nach der Scheidung ihrer Eltern kamen sogar noch sechs Halbgeschwister hinzu. Ihr Vater war selbst Unternehmer und vermittelte ihr sehr früh, dass einem im Leben nichts geschenkt wird. „Geht nicht, gibt’s nicht“ war sein Leitsatz und so musste sie schon in jungen Jahren lernen, Verantwortung zu übernehmen und sich selbst um ihre Wünsche und Ziele kümmern. Ihr erstes Geld verdiente sie in Begleitung ihrer Mutter, welche in Büros und Cafés geputzt hat. Danach folgten viele unterschiedliche Tätigkeiten in vielen Branchen, die ihr sehr viel Erfahrung brachten. So war es auch nur logisch, dass sie sich ihr Studium selbst finanzierte. Dabei wurde ihr bald klar, dass sie sich selbständig machen musste, da sie als Angestellte „nicht genießbar“ wäre. Ihr Wunsch autonom agieren zu können und ihre Eigenschaft Herausforderungen anzunehmen und sich nicht vorm Scheitern zu fürchten, waren dabei prägend und hilfreich. Scheitern bedeutet für sie, dass der Plan noch nicht gut genug war, aus diesen Erfahrungen hat sie die größten Lernerfolge mitgenommen. Startpunkt war damals die Fußball Europameisterschaft 2008 in Kärnten, für die sie 400.000 Regenponchos importierte um sie zu verkaufen. Sie blieb zwar auf 380.000 Stück sitzen, fand aber zeitgleich ihren Weg für ihre Selbständigkeit. Die Regenponchos wurden später an unterschiedliche Festivals und Veranstalter verkauft und dabei entstanden auch neue Aufträge. Nicht immer hatte sie das notwendige Knowhow, aber Sabrina nutzte jede Chance, die sich ihr geboten hat. Zuerst sagte sie immer „Klar, mach ich das“. Die notwendigen Skills hat sie sich Stück für Stück selbst angeeignet. Ein wichtiger Schritt war für sie ihr Unternehmen auf nachhaltige Beine zu stellen. Heute ist sie Weltmarktführerin für Regenponchos aus Maisstärke. Dafür hat sie viel gearbeitet und deshalb bezeichnet sie ihre Firma auch als ihr erstes Baby. Eine Belohnung ist es, dass sie heute ein freundschaftliches Verhältnis zu ihren Kund:innen pflegt, die für ihre aktuelle Situation viel Verständnis aufbringen und sie auch bestmöglich unterstützen. Sabrina ist seit kurzem Mutter. Etwas vor ihrem 40er hat ihre biologische Uhr sehr laut zu ticken begonnen und sie war auf dem Dating Markt für Männer eher uninteressant. So kam es, dass sie einen sehr unkonventionellen Weg mit einem Freund gegangen ist, der vor einer ähnlichen Situation stand. Sabrina hat fünf Kinderwunschbehandlungen hinter sich, sie wäre auch für eine sechste Behandlung oder den Kauf einer Eizelle im Ausland bereit gewesen. Sie ist der Überzeugung, dass nicht der Staat darüber bestimmen darf, ob eine alleinstehende Frau ihrem Kinderwunsch nachgehen kann oder nicht. Frauen werden durch dieses Verbot zu One-Night-Stands, ins Ausland oder zu dem Verzicht auf Kinder getrieben. Deshalb hat Sabrina eine Bürgerinitiative gegründet, die wir hier wärmstens weiterempfehlen wollen. Ihr Sohn war beim Interview mit dabei, wie er auch bei beruflichen Terminen dabei ist. Aktuell ist er der Chef und Sabrina arbeitet nachts, wenn er schläft. Sie hat sich das Ganze zwar etwas einfacher vorgestellt, strahlt aber übers ganze Gesicht, wenn sie uns davon erzählt, dass sie sein Fels in der Brandung sein möchte und ihm die Stärke wünscht seinen eigenen Weg zu gehen. Ganz nach ihrem Lebensmotto: The sky is the limit.

    041 – Marlene Lindtner: Mit dem Körper lernen

    041 – Marlene Lindtner: Mit dem Körper lernen
    Marlene kommt vom Land und lebt nach einigen Stationen in Städten heute wieder auf dem Land. Sie ist wohlbehütet mit ihren beiden Geschwistern in Salzburg in einem kleinen Ort aufgewachsen. Ihren Eltern war Bildung immer wichtig und sie haben ihren Kindern alle Wege ermöglicht. Wichtig war ihnen stets, dass sie an den Dingen dranbleiben und diese auch fertig machen. Marlene hat leicht gelernt und ist gerne zur Schule gegangen. Vorrangig waren ihr die sozialen Kontakte wichtiger als die Lerninhalte, wie wahrscheinlich bei vielen von uns auch. Ihre Mutter war schon damals leidenschaftliche Pädagogin und wirkte als Vorbild, ebenso wie ihre ältere Schwester, die ebenfalls in diesem Bereich tätig ist. Marlene begann ebenso an der pädagogischen Hochschule zu studieren und hat schon sehr früh Praxiserfahrungen gesammelt. Durch diese Erfahrungen und Weiterbildungen, die sie bereits während des Studiums absolviert hat, hat sie viele der Methoden und Lerninhalte im Studium hinterfragt und wollte die Zusammenhänge genauer verstehen. Ihre Bachelorarbeit hat sie deshalb genutzt, um dem Thema des körperbasierten Lernens genauer nachzugehen. Sie hatte eine Einzelfallstudie durchgeführt und es ließen sich beachtliche Erfolge nachweisen. Das motivierte Marlene weiter zu forschen. Beim körperbasierten Lernen geht es darum, dass Inhalte, die durch Bewegung gelernt werden, besonders nachhaltig gespeichert werden. Buchstaben und Zahlen sind bereits ein hoher Abstraktionsgrad, der nicht von allen Kindern einfach begriffen werden kann, obwohl das Gehirn sehr viel selbst kompensieren kann. Marlene hat viele Erfahrungen in Kindergärten, Schulen oder im Hort gemacht und irgendwann entschieden, dass sie sich in die Materie noch mehr vertiefen möchte. Sie ging nach Wien, um Bildungswissenschaften zu studieren. Zu dieser Zeit ist sie auch bei KUL – Körperbasiertes Unterrichten und Lernen – eingestiegen, welches ihre Mutter und Schwester gestartet hatten. So hat sie u.a. Workshops gegeben für Pädagoginnen, hatte aber auch hier bald das Gefühl noch mehr zu wollen. Heute gibt sie ihr Wissen an Studierende weiter, denn Marlene hat schließlich auch noch promoviert und ist heute Professorin für Deutschdidaktik an der Pädagogischen Hochschule in Klagenfurt. Ihr Wissen und ihre Erfahrung haben die drei gemeinsam in einer Lehrbuchserie festgehalten, die laufend erweitert wird. Marlene lebt heute mit ihrer Frau und ihrem Sohn am Faakersee. Sie lieben es draußen und in der Natur zu sein. Durch ihre Stadt-Wohnung in Wien können sie die Vorteile beider Welten genießen. Sie haben beide für sich das gefunden, was sie sich immer gewünscht haben. Dazu gehören neben ihren erfüllenden Jobs, die sie beide sehr schätzen, auch gemeinsame Werte, Familie und ein Kind. Bei der Karenzzeit für ihren Sohn Theo kann Marlene erstmals einen Vorteil eines gleichgeschlechtlichen weiblichen Elternpaares ausmachen, da bei zwei Frauen eine geteilte Karenz nicht hinterfragt wird. Sie lieben beide ihren Sohn über alles, schätzen aber auch ihre Jobs. In diesem Zusammenhang geht Marlene auch auf jene Sichtweisen ein, die uns aufgrund unserer Sozialisation mitgegeben wurden. Dies führt sie auch zum Thema Altersarmut von Frauen und sie ist überzeugt, dass Frauen mehr über ihre Finanzen nachdenken sollten. Abschließend verrät sie uns noch, dass sie dankbar ist für alles, was sie hat, frei nach einem Zitat von Erich Fromm, welches bei ihr im Büro hängt: „Glück ist kein Geschenk der Götter, sondern die Frucht innerer Einstellung.“

    040 – Ursula Spannberger: Morgen ist heute schon gestern

    040 – Ursula Spannberger: Morgen ist heute schon gestern
    Wir sind in Salzburg und zu Gast bei Ursula Spannberger, die in dieser Stadt aufgewachsen ist und sich hier verwurzelt fühlt, obwohl sie in Dänemark geboren wurde. Bei ihrem Gegenüber fällt ihr zuerst die Aura auf und diese verändert sich abhängig von der Lebenssituation. Generell hat das Leben viel damit zu tun, was einem wie mitgegeben wird. Ihre eigenen ersten Jahre beschreibt sie als mühsam, es gab viele Veränderungen. Ursula war ein uneheliches Kind und ihre Mutter beschloss die erste Zeit in Dänemark zu verbringen. Dort haben die beiden bei unterschiedlichen Familien gewohnt, bevor sie wieder zurück nach Salzburg kam. Ihre Mutter hat geheiratet und die Familie wuchs mit zwei Halbbrüdern für Ursula. Diese Zeit war sehr herausfordernd und beängstigend für Ursula, da es oft Streit gab. Mit zehn Jahren erfuhr sie, dass ihr Vater nicht ihr leiblicher Vater ist. Darüber gesprochen hat sie mit ihm nie. Es gab viele Themen und Probleme über die nie gesprochen wurde in der Familie. Deshalb nahm sicher auch das Singen für Ursula eine zentrale Rolle ein. Je mehr in der Familie geschwiegen wurde, desto kräftiger wurde ihre Stimme. Ursprünglich wollte sie sogar Opernsängerin werden. Da sie einerseits ein ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen hatte und es für sie wichtig war die Familie und somit Salzburg für die Ausbildung zu verlassen, entschied sie sich für ein Architekturstudium in Innsbruck. Diesen Schritt beschreibt sie sowohl als Glücksfall als auch emanzipatorischen Akt. Während des Studiums schloss sie sich der Frauenbewegung an und das veränderte neben ihrem Selbstbewusstsein auch ihren Kleidungsstil. Während ihres Studiums hat sie gearbeitet, unter anderem in einem Nachtclub. Diese Zeit hat ihr großen Spaß gemacht, sie hat gut verdient und hätte sicherlich noch lange so weitermachen können, dann wurde sie aber mit 23 Jahren Mutter. In dieser Lebensphase hat sie intensiv weiterstudiert und sich den Alltag sowie die Kindesbetreuung gleichberechtigt geteilt und sogar eine selbstorganisierte Krabbelstube mit Mitstudierenden gegründet. Noch während des Studiums kehrte Ursula mit ihrer Familie zurück nach Salzburg und hat sich nach unterschiedlichen Tätigkeiten als Architektin selbständig gemacht. Sie hat mit Mitstreitern die Initiative Salzburg gegründet und war erste Präsidentin der Architekturstiftung Österreich. In dieser Rolle musste sie eine Rede im Parlament halten, wofür sie sich das erste Mal ein Redecoaching genommen hat. Von den Ratschlägen damals profitiert sie bis heute und hat selbst gleich einen wichtigen Tipp für alle Frauen da draußen: „Wir alle stehen dauernd vor neuen und unbekannten Herausforderungen: „Fake it till you make it“.“ Im Laufe der Zeit, durch Zusatzausbildungen und Kooperationen mit Kolleg:innen, wurde das Thema Beteiligung für ihre Planungsprozesse immer wichtiger. „Leute, die bauen wissen meist nicht, was sie wirklich wollen“, meint Ursula. Das hat sie dazu veranlasst die „RAUM.WERT.methodik“ zu entwickeln, ein Buch zu schreiben und aktuell gründet sie das RAUM.WERT.institut. Thematische Schwerpunkte von ihr sind darüber hinaus das Thema Schulbau sowie Wohnen im Alter. Seit Kurzen ist sie sogar selbst Teil der Baugruppe „Silberstreif - Gemeinsam Wohnen 50+“ in Salzburg. Bei diesem Projekt geht es um gemeinschaftliches und auch selbstbestimmtes Wohnen im Alter. Auch wenn Ursula ihre geliebte Altbauwohnung im Zentrum von Salzburg aufgeben wird, so freut sie sich riesig auf die kommende Veränderung in ihrem Leben. Sie lebt ganz nach ihrem Lebensmotto: Morgen ist heute schon gestern!

    039 – Hermine Rainer: Erfolgreich ganzheitlich wirtschaften

    039 – Hermine Rainer: Erfolgreich ganzheitlich wirtschaften
    Wir treffen Hermine Rainer an einem Sonntag auf dem Pogerhof am Fuße der Gleinalm in der Weststeiermark. Ein Familienbetrieb, der im 15. Jahrhundert das erste Mal urkundlich erwähnt wurde und in den letzten Generationen stark von Frauen geprägt wurde. Hermines Mutter hat als die Erstgeborene von sechs Frauen den Hof übernommen und Hermine durch ihre ruhige ausgeglichene Art geprägt, ihr Vater hat ihr den Ordnungssinn mitgegeben. Fleißig waren sie beide und auch das hat Hermine geformt. Da ihr Vater früh verstorben ist, musste sie schon bald in eine verantwortungsvolle Rolle hineinwachsen und hat im Alter von 19 Jahren den Hof übernommen. Sie kannte die notwendigen Abläufe und war „geschickt und willig“ wie sie erzählt. Ihr Mann wollte schon immer Bauer werden und gemeinsam entschieden sie, dass sie den Hofbetrieb von Kühen auf Schafe umstellen. Sie haben als milchproduzierender Betrieb mit 20 Schafen begonnen, heute haben sie 120 Schafe, produzieren und verkaufen selbst. Hermine berichtet, dass sie als junge Frau zwar Interesse gehabt hätte sich künstlerisch zu bilden, es aber nicht gewagt hätte darüber laut nachzudenken. Ihre Leidenschaft hat sie trotzdem immer gepflegt und vor kurzem dazu sogar ein Fernstudium absolviert. Ihre Bilder schmücken den Verkaufs- und Seminarraum, in dem wir das Gespräch führen. Darüber hinaus hat sie einige weitere Aus- und Weiterbildungen absolviert, die den Pogerhof nachhaltig und erfolgreich verändert haben. Begonnen hat alles mit einer Krise, in der sie sich mit ihrem Mann gefragt hat, ob sie den Hof tatsächlich in der damaligen Form weiterführen wollen und können. Hermine ist auf die Ausbildung zur Unternehmensführung nach der Philosophie der Ganzheit bei Dietmar Born gestoßen. Diese hat ihr gezeigt, wie man von der Landwirtschaft gut leben kann, wenn man diese nicht nur auf der materiellen Ebene betrachtet. Es geht dabei auch um die Menschen, die im Betrieb arbeiten und ihre individuellen sowie gemeinsame Werte. Welche Grundaufgabe man verfolgt und der Frage, warum der Betrieb für andere Menschen wichtig ist und welche Ziele man gemeinsam erreichen möchte. Voraussetzung der Ausbildung war, dass man das Erlernte auch umsetzt und so ist Hermine mit ihrer Familie in Klausur gegangen und sie haben all diese Fragen gemeinsam beantwortet – von den Kindern bis zur Oma haben alle mitgemacht und tun das immer noch in regelmäßigen Abständen, denn man muss an den Themen dranbleiben. Die Vision, die dabei entstanden ist, hat sie geformt und die Ziele, die sie sich gesteckt haben, sind größtenteils umgesetzt. Für die nächsten fünf Jahre wünscht sich Hermine unter anderem Freiraum, um sich ihren weiteren Interessen widmen zu können. Dazu gehört der Verein „Pantherinnen – weiblich wirtschaften mit Zukunft“, dessen Ziel es ist, Frauen zusammenzubringen und ihnen einen Rahmen zu bieten, in dem sie sich fachlich austauschen, vernetzen und gegenseitig unterstützen. Auch hier wurden Werte für das gemeinsamen Wirken definiert, auch wenn jede der Frauen an ihrem eigenen Unternehmen arbeitet. Die Bandbreite reicht dabei von der Landwirtschaft zur Unternehmensberatung, Grafikerin oder Energetikerin. Im Frühjahr 2024 ist die erste große gemeinsame Präsentation der Pantherinnen geplant. Hermine ist die Verbindung zur Natur sehr wichtig, sie ist rundum zufrieden mit den Menschen, denen sie begegnet und lebt ihr Motto: lieben, lachen, lernen.

    038 – Caroline Edlinger: Das Salz im Brot

    038 – Caroline Edlinger: Das Salz im Brot
    Caroline ist in Hinterstoder aufgewachsen. Sie hatte schon früh das Gefühl „raus“ zu müssen um Erfahrungen zu sammeln. Einen Urlaub in ihrer Heimat legt sie uns und allen Hörer:innen dennoch wärmstens ans Herz. Nach der Hauptschule ging es also nach Linz, dort hat sie die HAK besucht und im Internat gewohnt. Das war für sie eine tolle Erfahrung zum selbständig werden und um neue Freundschaften schließen. Entgegen der Mehrheit hat sie in der Schule als Fremdsprache „russisch“ ausgewählt – eine Entscheidung, die sie bis heute prägt. Caroline beweist immer wieder Mut und springt ins kalte Wasser. So auch nach der HAK, als sie zur Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse nach Cambridge ging und anschließend als Quereinsteigerin in der Hotellerie Erfahrungen sammelte. Als sie das Gefühl hatte nun ausreichend Erfahrungen und Englischkenntnisse gesammelt zu haben, kam sie zurück nach Österreich und probierte sich für ein Jahr als Flugbegleiterin aus um anschließend wieder zurück Richtung Heimat zu kommen und in Linz in einer Wirtschaftsprüfungskanzlei zu arbeiten. Ihr Chef motivierte sie zu einem Wirtschaftsstudium, das sie auch abgeschlossen hat, obwohl sie schon davor durch ein Schlüsselerlebnis wusste, dass sie diesen Beruf nicht ausüben wollte. Ihr Mann Engelbert hat sich damals mit einer russischsprachigen Visitenkarte bei ihr vorgestellt und nicht damit gerechnet, dass sie diese lesen kann. Er ist Bäckermeister und war beruflich schon sehr lange mit Russland verbunden und die beiden lebten deshalb eine Zeit lang eine Fernbeziehung. Er eröffnete in Moskau eine österreichische Bäckerei in der es neben Roggenbrot, Topfentascherl und Apfelstrudel auch Ciabatta und Muffins gab. Als sich die Möglichkeit ergab nebenbei noch für eine österreichische Firma eine Produktion in Russland aufzubauen ist Caroline mitgegangen. Die Möglichkeit etwas von Null auf zu entwickeln beschreibt sie als große Chance. Sie erzählt wie sie sich gemeinsam mit ihrem Mann jeden Tag Schritt für Schritt überlegt haben was als nächstes zu tun ist. So haben die beiden in eineinhalb Jahren eine Firma mit 50 Mitarbeiter:innen aufgebaut. Eindrücklich in Erinnerung geblieben ist ihr die Solidarität mit der sich Frauen in Führungspositionen unterstützt haben und auch, dass gerne Komplimente ausgetauscht wurden. Caroline berichtet uns, dass es die russische Seele wirklich gibt und wie sehr sie die aktuelle Kriegssituation schmerzt. Nach zwei Jahren wollte sie dann wieder zurück in die Heimat. Der kulturelle Unterschied machte sich für sie besonders bemerkbar, wenn sie griesgrämige unzufriedene Mitmenschen in ihrem Arbeitsumfeld wahrnahm. So wurde ihr rasch klar, dass sie etwas machen wollte, was ihr persönlich Spaß macht und Kraft gibt. „Wenn mein Mann den Mitarbeitern in Russland das Backen beibringen kann, dann werde ich das wohl auch schaffen.“ lacht sie heute, obwohl sie uns berichtet, dass dabei auch die eine oder andere Träne geflossen ist. Mit ihrem Ersparten richtete sie sich eine kleine Backstube ein. Die Engelbäckerei befindet sich inmitten einer Einfamilienhaussiedlung im Erdgeschoss und Keller ihres Hauses in dem sie beide mit ihren Eltern gemeinsam leben. Sie hat freitags und samstags geöffnet und ist aktuell der Meinung, dass sie das so belassen möchte, um den Spaß an der Sache nicht zu verlieren. Sie erzählt, dass ihre Handsemmeln das beliebteste Gebäck sind und, dass sie sich mit Youtube Videos fortgebildet hat. Sie lässt sich gerne durch andere inspirieren und macht dann aber doch ihre eigenen Kreationen daraus. Mittlerweils hat Caroline ihr eigenes Gewerbe angemeldet, liebt es, dass sie ihre Engelbäckerei so gestalten kann, wie es für sie passt und deshalb werden dort neben rosinenlosen Mehlspeisen auch immer wieder Komplimente ausgegeben.

    037 – Michaela Jancsy, Reingard Prohaska: solidarisch tief verwurzelt

    037 – Michaela Jancsy, Reingard Prohaska: solidarisch tief verwurzelt
    Michaela stammt aus Wien, wo sie lange am Stadtrand gelebt hat. Ihre Großmutter hat sie stark geprägt, denn sie war eine Frau, die selten stillsitzen konnte und hat ihr – obwohl sie von einem Bauernhof in die Stadt „geflüchtet“ ist – schon sehr früh Gartenwissen mit auf den Weg gegeben. Reingard hingegen stammt aus dem Almtal und wusste schon immer, dass sie einmal zurückkommen möchte – es war nur noch nicht klar, wie ihr das gelingen wird. Beide Frauen waren für ihr Studium und ersten Berufsjahre in Wien und haben dort auch einmal zusammengewohnt und erste Erfahrungen mit sogenannten „foodcoops“, das sind Lebensmitteleinkaufsgesellschaften, gemacht. Das Universum hat sie wieder zusammengeführt als Reingard beschloss den Sprung zurück in die Heimat zu wagen und Michaela gefragt hat, ob sie Interesse hätte, gemeinsam eine „SoLaWi“, eine solidarische Landwirtschaft, zu betreiben. Michaela stand ebenfalls gerade vor einer Entscheidung wie es in ihrem Leben weitergehen sollte und so zog sie erstmal bei Reingards Vater in eine Wohngemeinschaft ein. Das Grundstück des Vaters war auch der Startpunkt für die beiden und sie bewirtschafteten dort einen Garten der groß genug war, um anfangs 10 später 20 und 40 Ernteanteile abzugeben. Ihr Ziel war es im vierten Jahr davon zu leben, was sie geschafft haben und sie haben auch nochmal auf etwa 80 Ernteanteile vergrößert. Heute haben die beiden ihren Standort auf dem Grundstück der „Grüne-Erde-Welt“ im Almtal. Ernteanteile sind jener Betrag, den Konsument:innen bezahlen um eine solidarische Landwirtschaft zu finanzieren. Man kauft also nicht nur eine bestimmte Menge Gemüse zum üblichen Marktwert, sondern finanziert mit seinem Beitrag die Produktion des Gemüses für eine Saison. Man ermöglicht es den Bäuerinnen Gemüse zu erzeugen und von dieser Arbeit zu leben. Die genauen Preise und auch das Gehalt der beiden haben sie transparent auf ihrer Website angeführt. Es ist ihnen wichtig, dass die Konsument:innen verstehen wie ihr Betrieb funktioniert. Deshalb gibt es auch immer wieder Informationsabende. Auf der Website liest man auch über die Möglichkeit bei ihnen zu „wwoofen“, das bedeutet gegen Kost und Logis im Betrieb mitzuarbeiten. Reingard hat selbst vor dem Studium „gewwoofert“ und zehrt heute noch von den Erfahrungen, die sie damals in Afrika gemacht hat. Gemüse wird von April bis November geerntet, zu tun gibt es allerdings das ganze Jahr genug am Betrieb, den die beiden als „two woman show“ betreiben. Von der Planung, dem Saatguteinkauf über die Buchhaltung und das Marketing ebenso wie die Arbeit am Feld machen die beiden alles selbst. Ihr Tag beginnt meist gegen 08:00 und dauert bis 18:00, außer am Donnerstag an dem geerntet und verteilt wird – dieser Arbeitstag ist deutlich länger. Gearbeitet wird ohne Maschinen, nur mit den Händen und Handgeräten. Die körperliche Arbeit tut gut, die beiden haben aber gelernt, dass es oft besser ist einmal mehr zu gehen als schwer zu tragen. Müsste man sie als Gemüse beschreiben, dann hätte man Karotten und Mangold am Teller, zum Lachen bringt sie beide Luisa – die kleine Tochter von Reingard – ebenso wie lustig gewachsenes Gemüse und Frauen müssen aus ihrer Sicht ihren Raum einnehmen und sich verbinden. Der solidarische Gedanke zieht sich also durch ihr Leben wie ein roter Faden und die positive Energie der beiden ist durch und durch spürbar. Es hat uns verzaubert zwei Frauen zu treffen die so viel Sinn durch ihr Tun stiften und wir wünschen euch auch für die Zukunft nur das Beste.

    036 - Kathrin Kitzbichler: dankbar sein

    036 - Kathrin Kitzbichler: dankbar sein
    Kathrin Kitzbichler ist in Salzburg in einer Familie aus starken Frauen aufgewachsen. Durch eine Freundin kam sie mit fünf zum Eiskunstlauf und hat diesen Sport auch bis zur Matura intensiv betrieben. Intensiv heißt, dass sie trainieren musste, wenn Freundinnen Freizeit hatten – fünf bis sechs Mal pro Woche und an den Wochenenden an Wettkämpfen teilnahm. Mit 19 hat sie zwar mit den Wettbewerben aufgehört, aber viele Jahre immer wieder als Trainerin gearbeitet. Leistungssport zu betreiben erfordert viel Disziplin. Das wichtigste was Kathrin für sich mitgenommen hat, ist nach Niederlagen wieder aufzustehen und weiterzumachen. Sport ist bis heute ein wichtiger Teil ihres Lebens und im September 2023 macht Kathrin sich mit ihrem eigenen Studio selbständig. Nicht nur Sport, auch Auslandserfahrungen ziehen sich wie ein roter Faden durch ihr bisheriges Leben. Wichtig dabei ist es für sie, eine „homebase“ zu haben. Nur dadurch ist es ihr möglich immer wieder für einige Jahre das Nest zu verlassen. Nach der Matura ging es für Kathrin nach England wo sie als Au pair arbeitete und dann ihren Aufenthalt auch gleich noch verlängerte. Sie kam zurück, wollte Publizistik studieren, hat schließlich eine Weile gearbeitet und lernte damals ihren heutigen Mann kennen. Der war kurz vor einem beruflichen Wechsel nach Australien. Als sie bei einem Besuch einen Heiratsantrag bekam, entschloss sie sich kurzerhand ebenfalls nach Australien zu gehen. Sie führte in der Zeit ein „leisure life“ und hat sich viel angeschaut. Das Nichtstun klingt zwar nett, war und ist aber für Kathrin bis heute nicht wirklich erfüllend. Zurück in Österreich gründeten die beiden eine Familie und haben heute drei Kinder. Sie haben heute ein Haus in Seeham und waren vorerst für zehn Jahre in Salzburg. Dann nahm Kathrins Mann einen Job in Peking an. Ein Jahr lang lebten sie durch wechselseitige Besuche und dann entschlossen sie mit der Familie nachzuziehen. Das bedeutet zwei Koffer pro Person und ein Einstellen auf neue Umstände. Das gleiche wiederholte sich einige Jahre später wieder, als die Familie nach England nachzog. China war im Nachhinein einfacher als England, obwohl sie dort anfangs mit niemandem kommunizieren konnten. Durch diese Erfahrung kann sie sich auch gut in Menschen versetzen denen es ähnlich geht, wenn sie nach Österreich kommen. Da sie die Kinder zwar in die Kommunikation um die Entscheidung miteingebunden haben, und diese als Eltern aber gemeinsam klar vertreten haben, war es zwar nicht immer einfach, aber die Kinder haben rasch Anschluss gefunden und profitieren von dieser Erfahrung. Die Coronajahre verbrachte die Familie in England und Kathrin begann sich neu zu orientieren. Sie machte mehrere Ausbildungen – Personaltrainer, Ernährungscoaching, Yoga und Reiki. Durch die Ausbildungen hat sie ihre Lust zu unterrichten wiederentdeckt und sie hat ihre Lebenserfahrungen miteinfließen lassen weshalb ihr heute ein ganzheitlicher Ansatz besonders wichtig ist. Auf der Suche nach einem Thema für die Abschlussarbeit, stellte sie fest, dass die Wechseljahre der Frau in all den Ausbildungen keine besondere Beachtung bekamen. So kam es, dass dies nun das Spezialgebiet ist, dem Kathrin in ihrer Selbständigkeit nachgeht. Im September geht’s los. Kathrin eröffnet ihr Studio in dem sie sowohl Kleingruppentraining als auch Personal Training anbietet. Privat gibt es für ihren Mann zwar wieder eine Veränderung, die Kinder und sie werden aber in ihrem Nest bleiben. Sie lässt die Dinge auf sich zukommen, denn Kathrin glaubt an Karma: es kommt wie es kommen soll, davon ist sie überzeugt. Wir wünschen viel Erfolg dabei!

    035 – Daniela Fößleitner: An morgen denken

    035 – Daniela Fößleitner: An morgen denken
    Daniela kommt aus St. Gallen im Gesäuse wo sie mit ihrer Schwester, ihren Eltern und ihren Großeltern auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Durch die Abgeschiedenheit ist sie stark mit der Natur verbunden und sieht dort ihre tiefen Wurzeln. Diese Bindung prägt sie bis heute. Ihre Eltern sind später der Arbeit wegen nach Ardning gezogen, wo sie jetzt auch wieder lebt. Gemeinsam mit ihrer Familie haben sie den Himmelbauerhof wachgeküsst – es klingt nicht nur himmlisch. So ist es dort auch. Ihre Eltern zählen für Daniela zu den einflussreichsten Personen in ihrem Leben, da sie ihr sehr viel ermöglicht haben und sie bis heute unterstützen. Daniela ist überzeugt, dass es ihr deshalb leicht fällt Neues zu beginnen und Entscheidungen zu treffen. Sie hat das Stiftsgymnasium Admont besucht und es genossen in den wunderbaren Räumlichkeiten lernen zu dürfen. Diese waren prägend und sie sieht dort mitunter den Grund, warum ihr Innen- wie auch Außenräume bis heute so wichtig sind. So begann sie in Graz Architektur zu studieren, wechselte aber bald an die FH Kärnten in Spittal an der Drau und fühlte sich dort sowohl räumlich als auch inhaltlich angekommen. Sie hat sich rundherum wohl gefühlt und bei der Teilnahme am „Afrika-Projekt“ gespürt, dass ihre Tätigkeit dort wirklich Sinn macht. Auch heute noch ist ihr der Sinn in ihrem Tun wichtiger als Geld. Gemeinsam mit ihren Studienkolleg:innen und unterstützenden Expert:innen haben sie eine Schulklasse entworfen, sich das Wissen angeeignet diese zu bauen und das letzendes vor Ort auch gemacht. In zwei Monaten wurde eine Holzkonstruktion errichtet und mit Stampflehm gefüllt. Die Wahl fiel auf den Lehmbau, weil es ihnen wichtig war, dass die Menschen vor Ort den Klassenraum mitbauen und später auch nachbauen oder sanieren können. Der Aufenthalt in Afrika war sehr prägend und deshalb sollte ein Buch entstehen. Daniela fand sofort Gefallen an der Redaktion und der Gestaltung. Sie hat sich die notwendigen Skills selbst erarbeitet und bekam für die Grafik ihres ersten Buches gleich einen Preis. Nach Studienende merkte sie bald, dass sie doch zur Grafik wechseln möchte. Der Weg führte Daniela nach Graz, wo sie eine Grafikausbildung begann und ihrer heutigen Lebensgefährten Manuel (wieder)fand. Die beiden stammen aus dem gleichen Ort und haben trotz all der Jahre gleich gemerkt, dass sie dieselben Werte und Vorstellungen vom Leben haben. Durch die gemeinsame Verbundenheit zur Natur und auch zum Land zog es die beiden zurück in ihre Heimat nach Ardning, wo sie über persönliche Kontakte vom leerstehenden Himmelbauerhof hörten. „Es war sofort um uns beide geschehen“ schwärmt Daniela im Gespräch. Die große Wiese rund um den Hof war für sie wie eine große Leinwand und sie begann mit Pflanzungen Räume und neue Bereiche im Garten zu schaffen. Als sie dann auch noch in Berührung mit der Slow Flower Bewegung kam und Workshops besuchte, keimt in ihr der Wunsch nach mehr. Wie frisch verliebt begann sie Schnittblumen auf kleiner Fläche anzubauen und fand wieder den erhofften Sinn in ihrem Tun. Heute betreibt sie einen saisonal nachhaltigen regionalen Blumenanbau, verkauft Blumen „to go“ und stattet Veranstaltungen oder Hochzeiten mit Blumen aus. Dabei tragen die Kund:innen immer auch den Slow Flower Gedanken und die Naturverbundenheit mit. Das Arbeiten mit Blumen hat etwas rund herum Positives und es ist ihr auch wichtig, dass ihre Kinder im Einklang mit der Natur aufwachsen. Ihr Projekt – die blühmelei – wächst langsam und Daniela weiß noch nicht, wohin es sie führen wird und würde es schön finden irgendwann davon leben zu können. Auch wenn sie viele Ideen und Energie hat, lässt sie den Dingen, sich selbst und ihrer Familie Zeit und Raum zu wachsen und sich zu entfalten. Liebe Daniela, wir wünschen dir eine blühende Zukunft mit all deinen Vorhaben und sagen nochmals herzlich DANKE für die Unterstützung unseres Podcasts mit deiner wunderbaren Grafik, die unser gemeinsames Projekt perfekt getroffen hat!

    034 – Alina Zeichen: kommen gehen bleiben / pridi pojdi ostani

    034 – Alina Zeichen: kommen gehen bleiben / pridi pojdi ostani
    Alina Zeichen ist als Kärntner Slowenin in Klagenfurt/Celovec und in der Nähe des Turner Sees/ Zablaško Jezero aufgewachsen. Sowohl in der Familie als auch im Kindergarten und später in der Schule wurden beide Sprachen gesprochen und gelebt. Alina sieht es als eine Art Startvorteil mehrsprachig aufzuwachsen, weil sie damit schon sehr früh verstand, dass Dinge als auch Menschen und Gefühle unterschiedliche Wörter haben können. Im Volksschulalter ist ihr erstmals bewusst geworden, dass die slowenische Minderheit in Kärnten/Koroška im eigenen Land nicht willkommen ist und dass sie dazugehört. Es war und ist unverständlich, wie es sein kann, dass man in seiner Heimat, in der schon die Großeltern aufgewachsen sind, nicht willkommen sein kann. Begleitet von Demonstrationen vor ihrer Schule, dem Ortstafelstreit, den stetigen Konflikten um die Zweisprachigkeit in Kärnten/Koroška und auch wegen der persönlichen Betroffenheit ist ihr Sprache und das Sichtbarmachen dieser sehr wichtig. Als Kind haben ihr diese Konflikte Angst gemacht, die sich ihrer Einschätzung nach erst in den letzten 10-15 Jahren deutlich entschärft haben. Nach ihrer Schulzeit in Kärnten/Koroška hat es Alina zum Studium des Kulturmanagements nach Kufstein gezogen und dann weiter in die große weite Welt. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen und auch Aufgaben kam sie nach Stuttgart, Belgrad, München und bereiste Länder wie Spanien, Mexico, Nicaragua und viele weitere mehr, die wir im Detail gar nicht alle besprechen konnten. Auf ihren Reisen und vor allem auch bei ihren letzten beruflichen Stationen hat Alina unterschiedliche Kulturbetriebe als Regieassistentin und Produktionsleiterin kennengelernt. All diese Erfahrungen und ihr Wissen bringt sie nun wieder in ihrer Heimat Kärnten/Koroška ein. Für ein Projekt zum 100 jährigen Jubiläum der Kärntner Volksabstimmung** hat sie den Kulturverein/kulturno društvo Barba (www.barba.at) gegründet und bringt mit dieser Plattform feministische Prinzipien im zweisprachigem Kontext in Kunst und Kultur. Darüber hinaus ist die Obfrau der IG KiK (Interessensgemeinschaft für Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška www.kaernten.igkultur.at ) und Co-Leiterin des Unikums (UNIVERSITÄTSKULTURZENTRUM UNIKUM | KULTURNI CENTER UNIVERZE V CELOVCU www.unikum.ac.at). In diesen unterschiedlichen Funktionen macht sie einerseits aktiv Kulturprogramm und spricht aber andererseits brisante Themen und Probleme der Kulturarbeit an, die durch Daten, Fakten und auch Forschungen untermauert werden. Für Alina ist qualitative Kulturforschung wichtig um das Bewusstsein für Fair Pay, Gleichberechtigung, Sichtbarkeit sowie prekäre Arbeitsbedingungen in Kunst und Kultur zu schärfen. Konkrete Zahlen und Erhebungen sind zudem eine unverzichtbare Argumentationshilfe, vor allem in Gesprächen mit Entscheidungsträger:innen. Vielschichtig aktiv und engagiert haben wir Alina im Gespräch kennengelernt und hoffen sie ist gekommen, um zu bleiben! Ihr Einsatz und die Netzwerkarbeit sind beispielgebend. Wir folgen ihr und sind begeistert von so viel Engagement, Kraft, Reflexion und Mut auch unangenehme Dinge anzusprechen – in mehreren Sprachen! ** **Die Volksabstimmung 1920 in Kärnten war eine der Volksabstimmungen infolge des Vertrags von Saint-Germain. Sie sollte über die staatliche Zugehörigkeit, der nach dem Ersten Weltkrieg durch Jugoslawien beanspruchten, überwiegend von Slowenen bewohnten Gebiete im Südosten Kärntens entscheiden. Am 10. Oktober 1920 fand eine Volksabstimmung im Grenzgebiet Südkärntens statt, in dem die slowenischsprachige Volksgruppe etwa 70 % der Gesamtbevölkerung ausmachte: 59,04 % stimmten für Österreich. Aus dem Ergebnis ging hervor, dass auch ein erheblicher Teil (etwa 40 %) der Kärntner Slowenen für den Verbleib bei Österreich gestimmt hatte. Dabei war die Zustimmung zur Angliederung an den SHS-Staat in den südlichen, an Slowenien angrenzenden Gemeinden tendenziell stärker als in den nördlicher gelegenen Gemeinden.

    033 – Jasmin Jennefer Juta: gemeinsam gehen

    033 – Jasmin Jennefer Juta: gemeinsam gehen
    Jasmin ist in einem kleinen Dorf in der Nähe von Völkermarkt „klischeehaft typisch“ als behütetes Landkind aufgewachsen. Sowohl ihre Mutter als auch ihre Großmutter haben in ihrem Leben den Grundstein für mutige Entscheidungen gelegt. Der starke Rückhalt in der Familie ist auch heute noch da. Für sie gilt das Motto: „Wurzeln können Flügel verleihen“ Als Kind hat sie gerne mit Buben gespielt, denn diese waren ihrer Einschätzung nach „freier“. Der damalige Berufswunsch Ärztin zu werden, entwickelte sich dennoch aus ihrer Mädchen Clique. Sie war unter den ersten Jahrgängen mit Aufnahmetests für dieses Studium. Da sie sich sicher war, dass sie ein Scheitern nicht verkraftet hätte, war sie immer auf der Suche nach eine Plan B. Der kurzfristige Plan B war im ersten Schritt als Au Pair ein Jahr ins Ausland zu gehen. So kam Jasmin in die Toskana, wo sie das Land und das Leben bis heute sehr zu schätzen weiß. Die Wärme und das soziale Miteinander sind für sie wesentliche Dinge damit sie sich wohlfühlt. Die Gastfamilie war schließlich wegweisend für ihre weiteren beruflichen Entscheidungen, denn die Gastmutter war Ärztin und hatte einen sehr stressigen Alltag. Das war in ihrer Beobachtung sehr abschreckend. Der Gastvater hingegen war selbständiger Architekt und hat im Haus gearbeitet. Die vielen Bücher, die Mischung aus kreativem Arbeiten, technischem Wissen und praktischem Tun haben Jasmin fasziniert. Als sie dann bei einem Heimataufenthalt den Tag der offenen Tür für das Studium Architektur an der FH Kärnten besucht hat, hat sich ihr Berufswunsch rasch gewandelt. Aus einem Plan B wurde rasch der Plan A. Jasmin hat dann Architektur studiert und schon während des Studiums am Studiengang gearbeitet. Besonders ihr Interesse für das Themenfeld „Architekturvermittlung“ hat sich zu dieser Zeit entwickelt. Umso logischer war dann auch die Beschäftigung damit in ihrer Diplomarbeit. Der Studiengang engagiert sich bereits seit Jahren in einem Schulbauprojekt in Südafrika. Jasmin hatte die Möglichkeit sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin vor Ort einzubringen. Sie beschreibt ihre Ankunft so, dass sie das Gefühl hatte „hier war ich schon einmal“. Und auch das Kennenlernen mit ihrem heutigen Mann Melem war ähnlich. Selbst die Studierenden haben beobachtet, dass sie sich im Wesen sehr ähnlich sind, fast so als wären sie Geschwister. Nach ihrer Rückkehr in Österreich begann für Jasmin ein Jahr der Umorientierung und bei gegenseitigen Besuchen in den beiden Heimatländern wurde der Umzug nach Südafrika beschlossen und sogleich organsiert. Jasmin nutzte die Chance im Rahmen einer Bildungskarenz Grafik- und Webdesign zu studieren und somit auch beruflich eine Fokussierung in Richtung ihrer Leidenschaft zu absolvieren. Die Vermittlung von Themen ist ihr auf vielen Ebenen ein wichtiges Anliegen. Nachdem sie ihr Hab und Gut verkauft und alle bürokratischen Hürden gemeistert hatte, zog sie im März 2019 nach Südafrika. Von da an ging es in großen Schritten weiter, wie sie lächelnd erzählt: „Wenn du eh zusammenbleiben willst, warum nicht gleich heiraten?“, und so haben sie in kleinem Kreis und nach typischen Ritualen geheiratet. Nach einem Monat passierte, dass eigentlich bis dahin Unmögliche: Jasmin war schwanger. Unmöglich deshalb, weil ihr das viele Ärztinnen aufgrund ihrer komplexen Krankheitsgeschichte schon sehr früh versagt hatten. Umso größer war die Freude und die Überlegungen einer ganz neuen Zukunft entwickelten sich. Im siebten Monat der Schwangerschaft kam die Rückkehr nach Österreich. Während Corona mit der Geburt einer weiteren Tochter und nach der Zwischenstation bei Jasmins Eltern führte ihr Weg weiter nach Klagenfurt. Heute leben die vier in einer Altbauwohnung, die auf zwei Ebenen (Kinder und Erwachsene) funktioniert und genutzt wird. Beruflich steht der nächste große Schritt in die Selbständigkeit bevor. Wir wünschen euch alles Gute und weitere große gemeinsame Schritte!
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