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    #28 Was passiert, wo niemand hinschaut? Fotograf Gregor Sailer zu Gast beim „K“

    deOctober 01, 2022
    What was the main topic of the podcast episode?
    Summarise the key points discussed in the episode?
    Were there any notable quotes or insights from the speakers?
    Which popular books were mentioned in this episode?
    Were there any points particularly controversial or thought-provoking discussed in the episode?
    Were any current events or trending topics addressed in the episode?

    About this Episode

    Ob in der Arktis oder der Sahara: Für seine Kunst sucht Gregor Sailer das Extreme. Mit seiner Kamera dokumentiert er die Ränder der Zivilisation, doch seine Bilder sind stets menschenleer. Warum Weltpolitik oft im toten Winkel unserer Aufmerksamkeit passiert, erzählt er in dieser Folge von „Das K“. Militärische Sperrgebiete, stadtgleiche Flüchtlingslager oder die Abbaugebiete von Rohstoffen – Gregor Sailer dokumentiert Orte, wo kaum jemand freiwillig hinreist. Orte, die zuvor noch nie fotografisch festgehalten wurden. Die stets ruhigen, ästhetischen Bildkompositionen lassen nicht erahnen, dass sich Sailer dafür zum Teil in Lebensgefahr begeben muss. „Diese Ruhe ins Bild zu übersetzen, obwohl die Begleitumstände so spektakulär sind, ist ein wichtiges Ziel für mich", erklärt der Künstler. Wir treffen Gregor Sailer in Innsbruck, wenige Tage nach der Eröffnung seiner ersten großen Personale im Kunsthaus Wien. Unter dem Titel „Unseen Places“ werden einige seiner fotografischen Langzeitprojekte zusammengefasst – Projekte, für die Sailer jahrelang recherchieren, um Genehmigungen kämpfen und um die Welt reisen musste. Im Interview erzählt er uns von der Arbeit in verminten Gebieten, von Entführungsgefahr, militärischer Willkür und dem Fotografieren bei minus 50 Grad Celsius. All das ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen: „Die schwierigsten Situationen werden mich wahrscheinlich immer beschäftigen.“ Als Familienvater möchte er so manches Risiko heute aber nicht mehr eingehen. In seinem aktuellsten Projekt „The Polar Silk Road“ hat Gregor Sailer über vier Jahre und während zahlreicher Expeditionen in die Arktis dokumentiert, welche geopolitischen Folgen das schmelzende Eis nach sich zieht. Auf seinen Bildern sind militärische Abhörstationen, Forschungseinrichtungen oder eine U-Boot-Andockstation zu sehen. Vier Jahre dauerte etwa das Genehmigungsverfahren, um in einem norwegischen U-Boot-Bunker fotografieren zu dürfen. Seine Bilder entstehen mit einer mechanischen, analogen Plattenkamera. Das 30 Kilogramm schwere Equipment trägt Sailer allein. Das Arbeiten mit der Fachkamera sei statisch und brauche Zeit für eine punktgenaue Belichtung. Auch bei widrigsten Umständen nimmt er sich Zeit um „den Raum zu definieren, zu begehen und zu entscheiden, was wesentlich für den Ort ist". Eine sehr anstrengende Arbeit. Wie weit man die inhaltliche Tragweiter der Bilder interpretiert, überlässt Gregor Sailer den Betrachter:innen. Für ihn selbst ist klar: „Ohne überzeugenden Inhalt funktioniert das Bild nicht. Es wäre rein dekorativ und an dem bin ich nicht interessiert.“ Im Interview erzählt uns Gregor Sailer außerdem, wie er sich mit Bergsport für seine Expeditionen körperlich und mental fit hält, wie wichtig seine Zeit im Ruhrgebiet für seine künstlerische Entwicklung ist und er plädiert dafür, das sensible Ökosystem der Alpen besser zu schützen. Links || Gregor Sailer auf Instagram: www.instagram.com/p/CMe3b_RFGve | Offizielle Website: www.gregorsailer.com | Ausstellung Unseren Places: www.kunsthauswien.com/de/ausstellungen/unseen-places | Ausstellung The Box: www.gregorsailer.com/The-Box | Bücher von Gregor Sailer im Kehrer Verlag www.kehrerverlag.com/de/catalogsearch/advanced/result/?artist%5B%5D=659

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    #33 Wie bleibt das Alltägliche spannend? Fotograf Jörg Koopmann zu Gast beim „K“

    #33 Wie bleibt das Alltägliche spannend? Fotograf Jörg Koopmann zu Gast beim „K“
    örg Koopmann ist seit Jahrzehnten mit seiner Kamera in Tirol und der ganzen Welt unterwegs. Sein Blick richtet sich dabei auf das Alltägliche, auf die Kleinigkeiten, die viele von uns gerne mal übersehen. So entstehen liebevoll-kritische Portraits, die das Land ungeschönt zeigen und ehrlicher nicht sein könnten. Seine Kamera hat der Fotograf fast immer bei sich, denn für Jörg Koopmann kann schon der kleinste Spaziergang zum Abenteuer werden - zum Beispiel wenn er im Alpbachtal an einer Garage vorbeigeht und sich die Frage aufdrängt, wie es sein muss, mit Hängen und Bergen zu leben. Aus der Frage wird schließlich die Bilderserie „Ganz schön schräg“, die im nächsten Mein Tirol zu sehen sein wird und in der er sich mit dem Talent der Tiroler auseinandersetzt, schräge Flächen immer wieder ins Lot zu bringen. Als Sohn einer Fotolaborantin und Enkel eines – wie er sagt – „fantastischen“ Hobbyfotografen kommt Koopmann schon in jungen Jahren mit dem Medium Bild in Kontakt und ist früh von dessen Möglichkeiten begeistert. „Ich habe als Schüler gemerkt: Fotografie ist dieses herrlich überschaubare Medium, wo du nicht viel brauchst und dich ausdrücken kannst. Von dieser Einfachheit und Reduktion, die die Fotografie bietet, bin ich immer noch überzeugt.“ Diese Überzeugung brachte er zusammen mit seinem Talent und dem geschulten Blick ein, um die Bildsprache im Tourismus weiterzudenken. Statt geschönten Hochglanzbildern wollte er Lebenswelten und Authentizität zeigen: „Wenn ich einem Nordeuropäer ein Bild von einem Berg und blauem Himmel zeige, wird dieser nicht wissen, ob das Nepal oder Tirol ist.“ So war er maßgeblich am Projekt „Sight-Seeing“ beteiligt, das unter der Leitung des Kulturwissenschafters Wolfgang Scheppe umgesetzt wurde. Für Sight-Seeing reisten neben Koopmann sechs weitere renommierte Fotografinnen und Fotografen durch Tirol, um das Land durch ihren ganz persönlichen Blick zu dokumentieren. Aus diesen mitunter eigenwilligen Perspektiven entstanden zwei Bildbände, die auch den Alltag hinter den Kulissen und die Verschmelzung von Tradition und Moderne zeigen: „Das, was uns umgibt, hat eine gewisse Normalität und das muss nichts Negatives sein. Es gab lange die Angst in der Werbung, dass alles, was normal ist und nicht überhöht oder geschönt, missverstanden werden kann“, erklärt Koopmann die Kraft der entstandenen Aufnahmen. Im Podcast erzählt er uns, warum es so wichtig ist, den eigenen Blick für vermeintlich Unbedeutendes zu schärfen und einfach mal kurz im Moment zu verweilen, um innezuhalten. Wir erfahren außerdem, warum es für kreative Menschen so schwer ist, mit Kritik umzugehen (und wie es trotzdem gelingen kann), was er meint, wenn er davon spricht, dass die Schule uns als „Bildlegastheniker“ hinterlässt und wie es sein kann, dass er sich als Münchner in Tirol manchmal so fremd fühlt wie in Japan. || Weiterführende Links || offizielle Website: https://nu-j.org | www.instagram.com/koopmannjoerg | www.tirol.at/blog/autoren/joerg-koopmann | www.tirol.at/blog/magazin | de.wikipedia.org/wiki/J%C3%B6rg_Koopmann | en.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Scheppe | www.wolfgangscheppe.com/articles/1/sight-seeing | www.hatjecantz.de/sight-_seeingbildwuerdigkeit-und-sehenswuerdigkeit-2846-0.html | www.tirol.at/reiseservice/broschueren | www.tirol.at/regionen/a-alpbachtal

    #32 Wie wirken die Berge auf unsere Psyche? Wissenschaftlerin Katharina Hüfner zu Gast beim „K“

    #32 Wie wirken die Berge auf unsere Psyche? Wissenschaftlerin Katharina Hüfner zu Gast beim „K“
    Vom guten Gefühl beim Blick auf eine Berglandschaft bis zur Halluzination beim Extrembergsteigen – die Psychiaterin Katharina Hüfner will herausfinden, was die Berge mit uns machen. Als Wissenschaftlerin ging sie den Abenteuergeschichten von berühmten Alpinisten nach, entdeckte ein neues Krankheitsbild und ist bei Medien aus der ganzen Welt als Interviewpartnerin gefragt. Katharina Hüfner haben die Berge schon sehr jung in ihren Bann gezogen. Als Kind wollte sie Skirennläuferin werden, heute ist sie Ärztin und steigt in ihrer Freizeit mit den Skiern auf Berge in Tirol, Chile oder Kirgistan. Einen 8.000er zu erklimmen ist dabei weniger ihr Ziel als der Weg: „Wenn man in den Bergen unterwegs ist, kommt man oft an sehr entlegene Plätze auf der Welt und hat die Möglichkeit dort Menschen kennenzulernen und zu erfahren, wie sie leben und auch wie sie bergsteigen.“ Als Wissenschaftlerin und Psychiaterin bekam Katharina Hüfner in Innsbruck die Möglichkeit, sich ihren Forschungsschwerpunkt selbst auszusuchen. Da war schnell klar, dass sie sich auch beruflich den Bergen zuwenden möchte. Einen „Typ Extrembergsteiger“ kann sie nach all ihren Untersuchungen aber nicht festmachen: „Genauso, wie wenn man ein guter Krankenpfleger oder eine gute Verkäuferin sein will, muss man seinen Beruf lieben und das ist auch beim Bergsteigen die wichtigste Eigenschaft.“ Beim Skibergsteigen in Kirgistan lernte Katharina Hüfner schließlich den Spezialisten für Alpine Notfallmedizin Hermann Brugger kennen. An einem Abend am Lagerfeuer tauschten sie sich über ihre Forschungsthemen aus und überlegten, wie sie ihre Fächer zusammenbringen könnten. Sie beschlossen, Halluzinationen, die in großen Höhen beim Extrembergsteigen auftreten können, gemeinsam zu untersuchen und entdecken ein Krankheitsbild, das bisher nicht definiert war: die Höhenpsychose. Für die Studie wälzen sie die Bücher berühmter Alpinisten wie Hermann Buhl und Reinhold Messner: „Am häufigsten ist das Dritte-Person-Phänomen, das zum Beispiel Hermann Buhl in seinem Bericht über die Erstbesteigung des Nanga Parbat beschreibt. Er harrte eine Nacht an einer Felswand aus und beschreibt das Gefühl, jemand wäre dort mit ihm gestanden.“ Diese und weitere Anekdoten erzählt uns Katharina Hüfner im Podcast. Sie berichtet außerdem wie überrascht sie über den großen medialen Anklang zu dieser Studie war. Wir fragen die Psychiaterin, warum uns das Bergsteigen gut tut, warum manche Menschen danach aber auch süchtig werden können und erfahren, wie sie selbst es schafft, genügend Bewegung in ihren Alltag zu integrieren. || Weiterführende Links | de.wikipedia.org/wiki/Third-Person-Effekt | www.i-med.ac.at/mypoint/news/714330.html | de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Buhl | de.wikipedia.org/wiki/Reinhold_Messner

    #31 Was ist dein Erfolgsrezept? 5-Haubenkoch Benjamin Parth zu Gast beim „K“

    #31 Was ist dein Erfolgsrezept? 5-Haubenkoch Benjamin Parth zu Gast beim „K“
    Als Küchenchef bricht Benjamin Parth alle Rekorde. Mit 19 wird er zum jüngsten Haubenkoch Österreichs, mit Mitte 30 hat er die maximal mögliche Anzahl an Hauben erkocht. Wie das ehemalige Infant Terrible diese Erfolge erreichen konnte und warum er trotzdem nur der zweitbeste Koch seines Hauses ist, erzählt uns der legendäre Koch in dieser Episode von „das K“. Wir treffen Benjamin Parth in Ischgl im Yscla, dem Hotel seiner Familie. Daran angeschlossen ist das Gourmetrestaurant „Stüva“. Mit 5 Hauben (19 Punkten) im Gault&Millau ist es aktuell das höchstdekorierte Restaurant in Tirol. Am Eingang werden wir von Benjamins Mama und seiner kleinen Tochter begrüßt, als hätten wir bei Familie Parth zuhause an die Tür geklopft. „Der Tati“ wird von den beiden aus der Küche geholt und hilft uns erstmal, unser Podcast-Equipment aufzubauen. Vom Küchchef selbst designed, ist das Restaurant ebenso puristisch eingerichtet, wie seine Teller angerichtet sind. Die verliehenen fünf Hauben empfindet Benjamin Parth nicht als Druck, sondern als Befreiungsschlag: „Für uns ist es eine Bestätigung, ab sofort nur noch das zu kochen, was uns Spaß macht, denn das hat uns auch so weit gebracht.“ Angetrieben von seiner Leidenschaft für perfekte Produkte und mutige Kreationen überzeugte der Koch des Jahres 2019 die Kritiker durch seine reduzierte und klare Linie mit hoher Geschmacksdichte. Als guten Koch würde er sich selbst trotzdem nie bezeichnen: „Ich kenne meine Stärken, aber auch meine Schwächen und die gilt es jeden Tag zu korrigieren.“ Benjamin Parth wird 1988 in eine Hoteliersfamilie in Ischgl geboren. In die Hotelfachschule, wie von seinen Eltern vorgeschlagen, will er nach einer Extrarunde im Gymnasium in Landeck aber keinesfalls. Für ihn ist klar: „Ich wollte immer ein großer Koch werden und um der Beste zu werden, muss man bei einem der Besten lernen“. Mit seinem Nokia 3310 ruft er also bei der Südtiroler Kochlegende Heinz Winkler an und bittet um eine Lehrstelle. Am ersten Tag steht der damals 15-Jährige mit seinem Messerkoffer in der Küche und wird erstmal zwei Stunden lang nicht beachtet - bis sich ein Sous-Chef seiner erbarmt. Er selbst setzt heute auf einen familiären Umgang mit seinem Küchenteam: „Das ist 20 Jahre her. Der Ton in den Küchen hat sich total gewandelt. Die Leute müssen sich wohl fühlen und mit Freude zur Arbeit kommen können.“ Nachdem Benjamin Parth in Frankreich, Spanien und Dänemark Erfahrungen sammelt, kehrt er mit 19 in die Küche des eigenen Hotels zurück und will Küchenchef werden. Eine Idee, von der sein Vater zunächst nicht begeistert ist. Das spornt den Sohn nur noch mehr an: „Wenn zu mir jemand sagt, dass ich etwas nicht kann, dann muss ich es erst recht beweisen. Das ist heute noch so.“ Dass er mit 24, neben allen großen Erfolgen, einmal einen Punkt in der Gault&Millau Bewertung verloren hat, war für sein „Kochego“ nicht ganz einfach, aber wichtig. Neue Eindrücke für seine Gerichte sammelt Benjamin Parth auf Reisen, am liebsten in Metropolen wie Paris, London oder New York. Aber auch sein internationales Team, in dem aktuell Kolleg:innen mit Wurzeln aus Pakistan, Serbien oder Frankreich kochen, bringt immer wieder neue Geschmäcker und Ideen ein. „Dafür muss man offen sein. Ich kann auch noch von einem 19-Jährigen etwas lernen.“ Zum Feiern der 5. Haube ist das Team noch nicht richtig gekommen, denn im Stüva ist die Nachfrage groß. Die Feier soll in einer ruhigeren Zeit nachgeholt werden, die nächsten Ziele sind dagegen bereits gesetzt. Das Stüva wurde vom renommierten Französischen Restaurantführer La Liste zu einem der 100 besten Restaurants der Welt gekürt: „Da schauen wir jetzt natürlich, dass wir auf dieser Liste noch ein Stückchen weiter nach oben kommen!“ || Weiterführende Links || www.instagram.com/benjaminparth | www.falstaff.at/a/benjamin-parth | de.wikipedia.org/wiki/Benjamin_Parth | www.yscla.at | www.gaultmillau.at/restaurant/stuva | de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Winkler_(Koch)

    #30 Wie bleibt man relevant? Treibhaus-Chef Norbert Pleifer zu Gast beim „K“

    #30 Wie bleibt man relevant? Treibhaus-Chef Norbert Pleifer zu Gast beim „K“
    Norbert Pleifer leistet seit über 40 Jahren erfolgreich Kulturarbeit „im Gebirge“ und ist als kritischer und humorvoller Geist bekannt. In seinem Treibhaus teilen sich Weltstars, lokale Größen und Nachwuchstalente eine Bühne. Er erzählt uns vom Lebensgefühl der 70er Jahre, von den Widerständen, auf die er in Tirol trifft und warum er keinem Streit aus dem Weg geht. Von Josef Hader bis Joe Zawinul – im Innsbrucker Treibhaus geben sich seit Jahrzehnten österreichische und internationale Stars die Klinke in die Hand. Mit vielen von ihnen verbindet Norbert Pleifer, den Gründer und Hausherren des achteckigen Turmes in der Angerzellgasse, Freundschaften. Sie kämen nicht wegen dem Geld, sondern wegen dem Platz und dem tollen Publikum. Das Treibhaus, so beschreibt es Pleifer selbst, ist ein wunderbares Wohnzimmer für Einheimische und Gäste aus aller Welt. Dieses aufzubauen war allerdings nicht einfach: „Es gab damals nichts als die traditionelle Kultur, zwischen Blasmusik und Schützenaufmarsch, und die Hochkultur. Hier eine Gegenkraft zu setzen, war eigenartig und witzig und man hat schon Widerspenstigkeit und Durchhaltevermögen gebraucht.“ Der gebürtige Nauderer studierte Theologie und trat in den Jesuitenorden ein, brach denn aber mit der Gemeinschaft. Ende der 1970er eröffnete er zuerst das autonome Kulturhaus KOMM und dann das Kulturzentrum Treibhaus. Früher schrieb er schon mal 40 Briefe, bis sich etwa Erich Fried zu einem Auftritt in Tirol überreden ließ. Unterstützung vom Land fanden Pleifer und seine Mitstreiter erst, nachdem sich namhafte Künstler wie Paul Flora für sie eingesetzt hatten. Auch heute stellt er sich Konflikten - wenn es sein muss - lautstark und setzt sich für Projekte ein, die ihm am Herzen liegen. Das Treibhaus-Team will ein Programm zusammenzustellen, das wichtig und notwendig, nicht nur machbar ist: „Man hört etwas, spürt etwas und weiß: das gehört in die Stadt!“ Selbst auf die Bühne hat es ihn aber nie gezogen, abgesehen von kleinen Theaterrollen, etwa als Pinguin in einem Stück von Elfriede Jelinek, wofür sie ihn sehr lobte. Jungen Menschen, die in Tirol eine Kulturinitiative starten möchten, rät er, an ihre Idee zu glauben, sich die richtigen Mitstreiter:innen zu suchen und keine Angst vorm Scheitern zu haben: „Das muss drin sein!“ || Weiterführende Links || www.treibhaus.at || Kulturstätten Links | de.wikipedia.org/wiki/Kripp-Haus | www.bogentheater.at | www.diebaeckerei.at | www.bierstindl.eu || Künstler Links | www.hader.at | de.wikipedia.org/wiki/Joe_Zawinul | www.wolf-biermann.de | de.wikipedia.org/wiki/Erich_Fried | www.tirol.at/werner-pirchner || Innsbruck Links | www.nordkette.com | www.buzihuette.at

    #29 Wie bauen wir eine bessere Zukunft? Architekt Patrick Lüth zu Gast beim „K“

    #29 Wie bauen wir eine bessere Zukunft? Architekt Patrick Lüth zu Gast beim „K“
    Gebäude, die lebenswert, sinnvoll und nachhaltig sind. Mit seinem Team vom Architekturbüro Snøhetta stellt Patrick Lüth die Baukunst in den Dienst der Menschen. Was das mit grünen Dächern und grauer Energie zu tun hat, erzählt er uns in dieser Folge von „Das K“. Patrick Lüth will definitiv kein Künstler sein. Nach eigener Definition ist er „maximal Architekt und ein bisschen Manager”. Kreativ ist er trotzdem. Nach seinem Architekturstudium in Innsbruck macht Lüth ein Praktikum beim renommierten Architekturbüro Snøhetta in Oslo und springt so in eine internationale Karriere. Im Podcast erzählt er uns, wie es ihm dort als Tiroler „Buggler” ergangen ist und was er aus der skandinavischen Arbeitskultur mit nach Innsbruck genommen hat. Bekannt wurde Snøhetta in den 1990ern durch die Neugestaltung der Bibliothek in Alexandria. Während Patricks Zeit in Norwegen setzte das Studio das berühmte Opernhaus in Oslo um. Hier sollte nicht nur für Musikfans, sondern ein Platz für alle geschaffen werden. Heute tummeln sich am Dach der Oper täglich tausende Menschen. „Alle benutzen das Ding und sind ganz stolz darauf. Da ist man dann schon selbst auch sehr stolz.” Patrick Lüth blieb mehrere Jahre in Norwegen und war an einigen der spektakulärsten Design-Einreichungen des Studios beteiligt. Ein Auftrag der Firma Swarovski zog den Architekten schließlich zurück nach Tirol. Seither gibt es neben Filialen in Städten wie New York, Hong Kong oder Paris auch einen Snøhetta-Standort im kleinen Innsbruck, den Lüth seit 2011 leitet. Nach eigenem Vorbild entstanden in Tirol so mehrere nachhaltige Bürogebäude von Snøhetta, etwa in der Swarovski Manufaktur in Wattens oder bei Asi Reisen in Natters. „Raumakustik und Behaglichkeit müssen stimmen, sonst funktioniert’s nicht”, sagt der Architekt. Hierzulande könne man auch von der traditionellen Bauweise viel lernen, z. B. im Höfemuseum in Kramsach. Von so manchem Hotelbau zeigt er sich hingegen wenig begeistert: „Gegen den Geranien-Balkon habe ich prinzipiell gar nichts, aber wenn das hochskaliert wird und der ursprüngliche Sinn der Gestaltung komplett negiert wird, damit habe ich ein Problem.” Im Podcast erzählt Patrick Lüth außerdem von städtischen Wildnis-Flächen, dem Dilemma mit den Tiefgaragen und seinen Ideen für das Wohnraumproblem in Tirol. Außerdem sprechen wir über grüne Dächer und graue Energie - also jene „versteckte“ Energie, die man für Herstellung, Transport und Entsorgung von Baustoffen benötigt. Auf die Frage, wann die Baubranche nachhaltig wird, zeigt sich der Snøhetta-Chef vorsichtig optimistisch. „Jedes Mal, wenn ich etwas baue, mache ich auch etwas kaputt. Wie bei einer Operation, füge ich der Natur zuerst Schaden zu. Aber dann muss ich kompensieren oder sogar überkompensieren“. Zum Schluss fragen wir Patrick noch, was er in Tirol bauen würde, wenn er ein Projekt seiner Wahl umsetzten könnte. Das und noch vieles mehr hört ihr in dieser Episode von „das K”. || Links || https://www.linkedin.com/in/patrick-lüth-807820139 | www.snohetta.com | www.tirol.at/a-museum-tiroler-bauernhoefe | www.tirol.at/a-swarovski-kristallwelten |

    #28 Was passiert, wo niemand hinschaut? Fotograf Gregor Sailer zu Gast beim „K“

    #28 Was passiert, wo niemand hinschaut? Fotograf Gregor Sailer zu Gast beim „K“
    Ob in der Arktis oder der Sahara: Für seine Kunst sucht Gregor Sailer das Extreme. Mit seiner Kamera dokumentiert er die Ränder der Zivilisation, doch seine Bilder sind stets menschenleer. Warum Weltpolitik oft im toten Winkel unserer Aufmerksamkeit passiert, erzählt er in dieser Folge von „Das K“. Militärische Sperrgebiete, stadtgleiche Flüchtlingslager oder die Abbaugebiete von Rohstoffen – Gregor Sailer dokumentiert Orte, wo kaum jemand freiwillig hinreist. Orte, die zuvor noch nie fotografisch festgehalten wurden. Die stets ruhigen, ästhetischen Bildkompositionen lassen nicht erahnen, dass sich Sailer dafür zum Teil in Lebensgefahr begeben muss. „Diese Ruhe ins Bild zu übersetzen, obwohl die Begleitumstände so spektakulär sind, ist ein wichtiges Ziel für mich", erklärt der Künstler. Wir treffen Gregor Sailer in Innsbruck, wenige Tage nach der Eröffnung seiner ersten großen Personale im Kunsthaus Wien. Unter dem Titel „Unseen Places“ werden einige seiner fotografischen Langzeitprojekte zusammengefasst – Projekte, für die Sailer jahrelang recherchieren, um Genehmigungen kämpfen und um die Welt reisen musste. Im Interview erzählt er uns von der Arbeit in verminten Gebieten, von Entführungsgefahr, militärischer Willkür und dem Fotografieren bei minus 50 Grad Celsius. All das ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen: „Die schwierigsten Situationen werden mich wahrscheinlich immer beschäftigen.“ Als Familienvater möchte er so manches Risiko heute aber nicht mehr eingehen. In seinem aktuellsten Projekt „The Polar Silk Road“ hat Gregor Sailer über vier Jahre und während zahlreicher Expeditionen in die Arktis dokumentiert, welche geopolitischen Folgen das schmelzende Eis nach sich zieht. Auf seinen Bildern sind militärische Abhörstationen, Forschungseinrichtungen oder eine U-Boot-Andockstation zu sehen. Vier Jahre dauerte etwa das Genehmigungsverfahren, um in einem norwegischen U-Boot-Bunker fotografieren zu dürfen. Seine Bilder entstehen mit einer mechanischen, analogen Plattenkamera. Das 30 Kilogramm schwere Equipment trägt Sailer allein. Das Arbeiten mit der Fachkamera sei statisch und brauche Zeit für eine punktgenaue Belichtung. Auch bei widrigsten Umständen nimmt er sich Zeit um „den Raum zu definieren, zu begehen und zu entscheiden, was wesentlich für den Ort ist". Eine sehr anstrengende Arbeit. Wie weit man die inhaltliche Tragweiter der Bilder interpretiert, überlässt Gregor Sailer den Betrachter:innen. Für ihn selbst ist klar: „Ohne überzeugenden Inhalt funktioniert das Bild nicht. Es wäre rein dekorativ und an dem bin ich nicht interessiert.“ Im Interview erzählt uns Gregor Sailer außerdem, wie er sich mit Bergsport für seine Expeditionen körperlich und mental fit hält, wie wichtig seine Zeit im Ruhrgebiet für seine künstlerische Entwicklung ist und er plädiert dafür, das sensible Ökosystem der Alpen besser zu schützen. Links || Gregor Sailer auf Instagram: www.instagram.com/p/CMe3b_RFGve | Offizielle Website: www.gregorsailer.com | Ausstellung Unseren Places: www.kunsthauswien.com/de/ausstellungen/unseen-places | Ausstellung The Box: www.gregorsailer.com/The-Box | Bücher von Gregor Sailer im Kehrer Verlag www.kehrerverlag.com/de/catalogsearch/advanced/result/?artist%5B%5D=659

    #27 Darf Feminismus auch lustig sein? Künstlerin Katharina Cibulka zu Gast beim „K“.

    #27 Darf Feminismus auch lustig sein? Künstlerin Katharina Cibulka zu Gast beim „K“.
    „Solange Gott einen Bart hat, bin ich Feminist“ – wenn so ein Spruch riesengroß auf dem Innsbrucker Dom prangt, dann steckt mitunter Katharina Cibulka dahinter. Eines ihrer bekanntesten Projekte ist die Solange-Reihe, bei der sie provokante Slogans auf Baustellenplanen stickt. Warum die Gleichstellung erst seit der Geburt ihres Kindes ein Thema für sie ist, erzählt sie in dieser Folge von „Das K“. Katharina Cibulka ist Künstlerin, Filmemacherin, Fotografin und Aktivistin. Im vergangenen Jahr wurde sie mit dem Tiroler Preis für zeitgenössische Kunst ausgezeichnet. Cibulka ist 1975 in Innsbruck geboren und ihre Ausbildung führte sich an die Akademie der bildenden Künste nach Wien und nach New York. Außerdem ist sie Mitbegründerin der Frauenband „Telenovela“ und der Künstlerinnengruppe „peek a corner.“ Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen beschäftigt sie sich derzeit vor allem mit einem Thema: Der Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau. Wir haben Katharina in ihrem Atelier in Innsbruck getroffen und mit ihr darüber gesprochen, warum der Kampf um die Gleichstellung auch lustig sein darf, warum sie nach ihrer Rückkehr von Wien die Tiroler Herzen erst wieder zurückerobern musste und warum für sie die Geburt ihres ersten Kindes ein Aha-Erlebnis war. „Es war plötzlich ganz klar, wie die Rollen verteilt sind. Das fand das einfach wahnsinnig unfair. Auch mein Mann hatte sich das anders vorgestellt. Ich wurde eigentlich erst danach Feministin“, erinnert sich die Künstlerin. Die Sprüche ihrer Solange-Reihe waren bereits an vielen Orten Österreichs, in Deutschland, Slowenien, Italien und Marokko zu sehen. Neue Baustellennetze sind für den kommenden Herbst geplant – eines in Frankreich und eines in den USA, nur zwei Blocks vom Weißen Haus entfernt. „Wir nähern uns dem Zentrum der Macht“, sagt Katharina Cibulka und schmunzelt. Doch ihr Aktivismus im öffentlichen Raum gefällt längst nicht allen - eines ihrer Werke wurde 2021 sogar angezündet. „Ich bekomme auch viele Mails von Menschen, die glauben, dass die Forderung nach Gleichberechtigung gar nicht mehr notwendig ist.“ Katharina Cibulka stammt aus einer Familie mit vielen kreativen Köpfen. Ihre Schwester Julia Fiegl spielt im Tiroler Neo-Volksmusik-Jazz-Oktett „Die Knödel“ und ihr Papa Albert Fiegl hat die Alpina Druckerei gegründet. Dass ihre Eltern so kunstinteressiert waren, hatte aber nicht nur Vorteile. „Mein Vater hat mich als Kind eher gequält mit Ausstellungen und dem Suchen von Etrusker-Gräbern in der Toskana. Das fand ich total unnötig. Deshalb wundert es mich jetzt umso mehr, dass ich Künstlerin geworden bin“, scherzt Cibulka. Den Aktivismus wiederum habe sie durch ihre Mutter mitbekommen. „Ich habe als Jugendliche mit ihr gegen den Transitverkehr demonstriert und wir haben die Brennerautobahn blockiert“, erzählt uns Cibulka. Und dieses Engagement setzt sich auch in ihrer künstlerischen Arbeit fort. Das Ziel der Künstle-rin ist es, sich irgendwann nicht mehr für Gleichberechtigung einsetzen zu müssen, weil es kein Thema mehr ist. „Aber davon sind wir aber noch weit entfernt“, sagt Cibulka. || Weiterführende Links || Katharina Cibulka: www.katharina-cibulka.com | Solange (offizielle Website): www.solange-theproject.com | Solange auf Instagram: www.instagram.com/solange_theproject

    #26 Was bedeutet Freiheit? Filmemacher Adrian Goiginger zu Gast beim „K“

    #26 Was bedeutet Freiheit? Filmemacher Adrian Goiginger zu Gast beim „K“
    Adrian Goiginger ist Regisseur und Drehbuchautor. In seinem preisgekrönten Debüt „Die beste aller Welten“ hat er sein Aufwachsen im Salzburger Drogenmilieu verfilmt. Im neuen Film „Märzengrund“ behandelt er die wahre Geschichte eines Zillertaler Bauernsohnes, der sich radikal gegen die Welt auflehnt. Adrian Goigingers Filme sind einerseits melancholisch, gleichzeitig aber voller Optimismus. Für diese Episode sind wir nach Salzburg gereist, um den Regisseur in seiner Filmproduktionsfirma zu treffen. Geboren wurde Goiginger 1991, nach der Matura hat er Regie in Baden-Württemberg studiert. Sein Langfilmdebüt „Die beste aller Welten“ wurde bei der Berlinale mit dem Kompass-Perspektive-Preis ausgezeichnet und hat den Österreichischen Filmpreis in fünf Kategorien gewonnen. „Man muss aufpassen, dass man nicht immer mehr will“, sagt der Filmemacher auf die Frage, ob zu hohe Erwartungen dem persönlichen Glück entgegenstehen. Goigingers neues Werk „Märzengrund“ ist die berührende Geschichte des jungen Bauernsohnes Elias, der sich für ein Leben als Einsiedler hoch oben in den Bergen entscheidet. Die Vorlage ist Felix Mitterers gleichnamiges, beim „stummen schrei“ im Zillertal uraufgeführtes Theaterstück, das auf einer wahren Begebenheit beruht. Den Wunsch, allen materiellen Dingen zu entsagen, kann der Regisseur durchaus nachvollziehen. Was den Filmemacher ansonsten noch mit dem Einsiedler verbindet, warum er immer Abenteurer werden wollte und was er an der Zusammenarbeit mit Verena Altenberger schätzt, erzählt er uns in dieser Ausgabe von „Das K“. Auch Goigingers Kindheit in der Salzburger Drogenszene ist Thema. „Ich habe mich schon sehr früh mit Vergänglichkeit und den großen Fragen beschäftigt. Wahrscheinlich, weil ich schon so früh mit dem Tod konfrontiert war“, sagt Goiginger. Wie seine heroinsüchtige Mutter ihm - trotz aller Widrigkeiten - ein glückliches Aufwachsen ermöglicht hat und warum er kein Trauma aus seiner Kindheit gezogen hat, erzählt uns der kreative Kopf im Podcast. „Sie hat vieles von mir ferngehalten und es immer geschafft, mir Dinge so zu erklären, dass ich sie verstanden habe“, erinnert sich der Filmemacher. Auch über seine neuesten Filmprojekte verrät Adrian Goiginger schon einige Details: "Der Fuchs" ist die wahre Geschichte seines Urgroßvaters, der während des zweiten Weltkriegs eine sonderbare Freundschaft mit einem Fuchswelpen eingeht. Bei „Rickal“ mit Voodoo Jürgens in der Hauptrolle geht es um einen abgehalfterten Straßenmusiker, der sich – stets nah am Abgrund - über die Runden kämpft und dabei versucht, ein guter Vater für seinen achtjährigen Sohn zu sein.

    #25 Was verbindet uns? Museumsleiterin Lisa Noggler zu Gast beim „K“

    #25 Was verbindet uns? Museumsleiterin Lisa Noggler zu Gast beim „K“
    Was haben Buddha, Voodoo und der Tiroler Herrgottswinkel gemeinsam? Lisa Noggler ist feste Kuratorin im Wien Museum und leitet das Museum der Völker in Schwaz. Als Ausstellungsmacherin entstaubt sie die museale Welt im gesamten deutschsprachigen Raum. Museen sind für die Historikerin Orte des Dialogs, in denen wir die großen Fragen des Lebens miteinander verhandeln. Als der Fotograf und Publizist Gert Chesi der Stadt Schwaz 2016 eine Sammlung von über 950 Objekten aus Westafrika und Südostasien schenkt, übernimmt die Historikerin Lisa Noggler die Geschicke des Museums. „Es gibt zwischen München und Rom kein zweites Museum wie dieses“, erklärt sie die Einzigartigkeit des Hauses. Von anderen ethnografischen Museen hebt es sich ab, indem es nicht davor zurückscheut, Vergleiche anzustellen. „Am Ende“, meint Lisa Noggler „haben wir Menschen überall auf der Welt so ziemlich dieselben Fragen.“ Genau deshalb finden sich im Museum der Völker zwischen Buddha-Statuen und Voodoo-Göttern Objekte aus der Tiroler Volkskunst und Alltagskultur. Neben ihrer Arbeit im Museum der Völker ist Lisa Noggler feste Kuratorin am Wien Museum und als freie Kuratorin unter dem Label „die Ausstellungsmacherinnen“ tätig. Ihre Forschungsinteressen liegen in Musikgeschichte, Traumataforschung, Migrations- und Kolonialgeschichte. Es gibt Themen, die sie als elementar begreift und die werden im Gespräch schnell klar. Sie sagt: „Wir sollten viel öfter hervorheben, was uns Menschen rund um den Globus verbindet, als was uns unterscheidet.“ Das Museum der Völker in Schwaz bietet ihr dafür den perfekten Nährboden. In der Kleinstadt könne sie sehr viel aktivistischer sein als etwa in Wien oder Berlin, wo die Tirolerin ebenfalls arbeitet. Am Land kennt man sich und könne die Menschen persönlich einladen, in einen Dialog zu kommen. „Wie kann es sein, dass 90 % afrikanischen Kulturguts in westlichen Museen stehen?“, führt die Museumsleiterin aus. Sie engagiert sich aktiv in der sogenannten Provenienzforschung, also der Frage wo Objekte herkommen und ob sie jemand zurückhaben möchte. „Es muss klar sein, dass Europa nicht alles gehört.“ Um Fragen wie „Wie wollen wir in Zukunft leben?“ zu verhandeln, ist das Museum ein wichtiger Ort. „Museen“, erklärt Lisa Noggler „sind zu interaktiven Bildungseinrichtungen geworden und sollten noch viel mehr zu Dialogorten werden.“ Weiterführende Links || Die Ausstellungsmacherinnen: www.dieausstellungsmacherinnen.at | Museum der Völker in Schwaz:www.museumdervoelker.com | Wien Museum: www.wienmuseumneu.at | Schwaz: www.tirol.at/a-schwaz |

    #24 Wie sieht ein gutes Leben aus? Autorin Friederike Gösweiner zu Gast beim „K“

    #24 Wie sieht ein gutes Leben aus? Autorin Friederike Gösweiner zu Gast beim „K“
    Komplex, aber nie kompliziert: In ihren Romanen blickt Friederike Gösweiner tief in die menschlichen Abgründe und wurde dafür mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Wie die Schriftstellerin trotz Krisen optimistisch bleibt, erzählt sie uns in dieser Ausgabe von „Das K“. Für diese Episode haben wir uns unter die Gäste des Literaturhotels Juffing in Hinterthiersee gemischt, wo Dr. Friederike Gösweiner ihr zweites Buch „Regenbogenweiß“ vorstellt. Die Tirolerin wurde 1980 geboren und hat Germanistik und Politikwissenschaft studiert. Mit 29 promovierte sie „sub auspiciis“, das ist die höchstmögliche Auszeichnung von Studienleistungen in Österreich. „Man muss immer unzufrieden bleiben mit sich“, sagt das Ausnahmetalent. Seither arbeitet Gösweiner als Schriftstellerin, Lektorin, Universitätsdozentin und Kulturjournalistin. Mit ihrem Erstlingswerk „Traurige Freiheit“ hat die Autorin 2016 ein Ausrufezeichen in der heimischen Literatur gesetzt. Der Roman über das Scheitern der „Generation Praktikum“ wurde mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. „Ich zähle zu den Uni-Absolventen, wo es wirklich neu war, dass man nach dem Abschluss unbezahlt arbeitet“. Für die zweite Veröffentlichung „Regenbogenweiß“ hat sie sich viele Jahre Zeit gelassen. Nicht zuletzt, weil Gösweiner mit dem Komponisten Thomas Larcher an der Oper „Das Jagdgewehr“ arbeitete. „Sprachlich ist der neue Roman mitunter das Beste, was in diesem Jahr auf Deutsch erschienen ist“, sagt Robert Renk von der Wagner’schen Buchhandlung. Zum Interview erscheint Gösweiner mit einem Hugo in der Hand, sichtlich erleichtert, dass die Lesung vorbei ist. Die begnadete Literatin erzählt uns von ihrem fotografischen Gedächtnis und dass es manchmal ein Fluch ist, wenn man sich alles merkt. Wir fragen nach, was sie damit meint, wenn sie ihre Bücher als „Netflix für Klügere“ bezeichnet und sprechen über die Sinnhaftigkeit von Quotenregelungen und die Gender Balance im Literaturbetrieb. „Beim Schreiben geht es mir nicht um den Erfolg oder die Verkaufszahlen, sondern um das, was ich sagen will.“ Gösweiner verarbeitet Themen, die sie in ihrem Leben beschäftigten. In ihrem neuen Roman „Regenbogenweiß“ geht es um Trauer, Glück und die aktuellen Probleme in Europa. Sie stellt sich die Frage: „Wie sieht ein gutes Leben aus?“ Auf diese Frage habe sie zumindest eine vorläufige Antwort gefunden. „Aber meistens steht man dann gleich wieder vor der nächsten Herausforderung“, sagt Gösweiner. Vor ein Publikum zu treten und zu sagen: „Ich bin Autorin“, das fällt der preisegekrönten Schriftstellerin bis heute schwer. Da Gösweiner das Schreiben nicht als Beruf versteht, weigert sie sich auch, Social-Media-Plattformen für die Bewerbung ihrer Bücher einzusetzen. „Das Schreiben ist für mich eine Haltung zum Leben geworden, wie für andere das tägliche Instagram posten. Ich behaupte das meines glücklicher macht“. Zum Abschluss gibt sie uns noch ihren persönlichen Buchtipp: „Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Eine sehr prägende Geschichte für die Literatin und „weit mehr als ein Kinderbuch“, wie sie sagt. || Weiterführende Links: || Friederike Gösweiner auf Wikipedia: de.wikipedia.org/wiki/Friederike_G%C3%B6sweiner | Friederike Gösweiner im Droschl Verlag: www.droschl.com/autor/friederike-goesweiner | Literaturhotel Juffing: www.juffing.at | Buchhandlung Wagner'sche: www.wagnersche.at | Thomas Larcher auf Wikipedia: de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Larcher |
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