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    Die bošnjaštvo-Konzeption von Adil Zulfikarpašić

    deJanuary 01, 2002
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    »Eingeschlafen sind wir als Muslime, aufgewacht sind wir als Bosniaken« – so kommentierte ein bosnisch-muslimischer Journalist 1993 das Votum einer außerparlamentarischen Versammlung von bosnisch-muslimischen Intellektuellen und Politikern für die Ersetzung des damaligen nationalen Namens »Muslime« (Muslimani) durch »Bosniaken« (Bošnjaci), das ein Jahr später verfassungsrechtlich sanktioniert wurde. Aus den für sie unmittelbar existenzbedrohenden Kriegen in Bosnien und Herzegowina 1992-1995 gingen die bosnischen Muslime somit als Nation gestärkt und, von der wissenschaftlichen Öffentlichkeit bislang weitge­hend unkommentiert, unter einem neuen nationalen Namen hervor. Dieses Phänomen bildet den Ausgangspunkt dieser Arbeit, die den Fokus auf zwei bisher in der Südosteuropaforschung wenig thematisierte Fragen legt: zum einen nach konkurrierenden Konzeptionen von nationaler Identität innerhalb der bosnisch-muslimischen intellektuellen und politischen Elite, zum anderen nach der Bedeutung der bosnisch-muslimischen politischen Emigration nach 1945. Im Hinblick auf die Frage nach den bestimmenden Konstrukteuren der bosnisch-muslimischen nationalen Identität im 20. Jahrhundert bietet sich eine zusätzliche Fokussierung auf Adil Zulfikarpašić und seine Konzeption von »Bosniakentum« (bošnjaštvo) an. Er gilt nicht nur als bedeutendste Persönlichkeit der bosnisch-muslimischen Emigration, sondern als Initiator und jahrzehntelanger Verfechter des Bosniakenbegriffs als nationaler Name der bosnischen Muslime. An der Durchsetzung des Namenswechsels hat er einen zentralen Anteil. Allerdings weicht seine Konzeption des »Bosniakentums« deutlich von der gegenwärtig in Bosnien und Herzegowina vorherrschenden Interpretation ab: Ihm zufolge ist der Bosniakenbegriff »offen« und überkonfessionell, sei folglich nicht auf die bosnischen Muslime begrenzt, sondern stehe auch bosnischen Kroaten und Serben offen. Zulfikarpašićs vermeintlich liberales Nationsverständnis steht jedoch in auffälligem Widerspruch zu seinen Texten, die beredtes Zeugnis von einem ethnisch exklusiven und damit »geschlossenen« Nationsbegriff ablegen. In dieser Arbeit werden die wichtigsten in Deutschland verfügbaren Quellen ausgewertet, insbesondere alle Jahrgänge der Zeitschrift Bosanski pogledi (Bosnische Ansichten), die von Zulfikarpašić herausgegeben wurde, Kompilationen seiner Texte, neuere bosnisch-muslimische Veröffentlichungen sowie graue Literatur. Die eingehende Analyse der bošnjaštvo-Konzeption von Zulfikarpašić ergibt, dass sich darin zwei grundsätzlich verschiedene Nationsmodelle verbinden: ein »subjektives« (tendenziell »offenes«) und ein »objektives«. Nur den bosnischen Kroaten und Serben räumt Zulfikarpašić ein subjektives Bekenntnis zum »Bosniakentum« ein. Seinem auf die bosnischen Muslime bezogenen Verständnis des Bosniakenbegriffs hingegen liegt zweifelsfrei ein »objektiver« Nationsbegriff zugrunde. So bleibt ein bosnischer Muslim nach seiner Konzeption immer ein »Bosniake«, selbst wenn er sich Zeit seines Lebens als Kroate oder Serbe erklärt. Diese Arbeit wurde als Magisterarbeit am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der FU Berlin angenommen.

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    „Der Mond ist kein Kochtopf“: (Ost-) Europäische Geschichte und Globalgeschichte

    „Der Mond ist kein Kochtopf“: (Ost-) Europäische Geschichte und Globalgeschichte
    1. Vorbemerkung 2. Was ist Globalgeschichte? 3. Ent- und Abgrenzung von Räumen: Osteuropäische Geschichte - Von einer Regionalgeschichte zu einer Transkontinentalen Geschichte Europas 3.1. Wirtschaft und Mentalität: Transithandel und Barbarenbilder im Mittelalter 3.2. Krieg und Mentalität: Mongolische Reiter als Boten der Apokalypse 3.3. „Halbmond und Tulpenzeit“: Osmanengefahr und Turcoiserie 3.4. „Great Game und Patchwork“: Kolonialismus und Imperialismus 3.5. „Vom wandernden Slaven“: Überseemigration 3.6. „Völker hört die Signale“: Der „Ostblock“ und die „Dritte Welt“ 4. Ausblick 5. Literaturverzeichnis

    Jüdische Geschichte

    Jüdische Geschichte
    1. Thematische Einführung: Warum jüdische Geschichte? 1.1. Osteuropäische Geschichte, jüdische Geschichte, osteuropäische jüdische Geschichte 1.1.1. Rückständigkeit 2. Wer sind die Ostjuden? 2.1 Vier Lager 2.1.1 National orientierte Juden 2.1.2 Integrationisten 2.1.3 Religiöse Juden 2.1.4 Jüdische Sozialisten 2.2 Imperiale Bevölkerung 2.3 sephardim und ashkenasim 3. Themen und Paradigmen 3.1 Diaspora 3.2 Die jüdische Gemeinde (kehilla/kahal) 3.2.1 shtetl 3.3 Geschlechterrollen der osteuropäischen Juden in der Moderne 3.4 Jüdische Aufklärung (haskala)– Wissenschaft – Geschichtsschreibung 3.5 Jüdische Politik: Zionismus, Nationaljudentum, Diasporanationalismus 3.6 Antijüdische Gewalt – Pogrome 3.6.1 shoa 4. Glossar 5. Auswahlbibliographie

    Propheten oder Störenfriede?

    Propheten oder Störenfriede?
    I Einleitung und Forschungsstand II Die sowjetischen Dissidenten 1 Die Dissidenten in der Sowjetunion 2 Die Dissidenten und der Westen III Die Rezeption der Dissidenten im politischen Kontext 1 Innenpolitik — Zwischen Solidarität und Instrumentalisierung 2 Außenpolitik — Zwischen Entspannung und Menschenrechten IV Der Einfluss der Dissidenten auf die Intellektuellen 1 Veränderungen im intellektuellen Feld 2 Deutsch-französische Annäherung? V Schlussfolgerung VI Bibliographie 1 Quellenverzeichnis 2 Sekundärliteratur 3 Internet VII Anhang 1 Chronologie 2 Biographisches Verzeichnis 3 Die Emigration der Dissidenten 1973–1986

    „In wahrer Sorge um das Wohl des Vaterlandes“

    „In wahrer Sorge um das Wohl des Vaterlandes“
    1. Einleitung 2. Fragestellung – Forschungsstand – Vorgehen 3. Möglichkeit und Bedeutung eines öffentlichen Diskurses über Vertrauen in staatssozialistischen Gesellschaften 4. Konkurrierendes Nebeneinander: Die alternative Integrationsfunktion des kirchlichen öffentlichen Diskurses 4.1 Erinnerung als Moment der Integration, Legitimation und Mobilisierung 4.2 Der staatliche Diskurs über die nationale Vergangenheit 4.3 Der kirchliche Diskurs über die nationale Vergangenheit 5. Distinktives Gegeneinander: Die Unterscheidungsfunktion des kirchlichen öffentlichen Diskurses 5.1 Der „Fall Caritas“ Die staatliche Pressekampagne – Die kirchlichen Gegendarstellungen – Die Grenzen des kirchlichen öffentlichen Diskurses 5.2 Exkurs: Die Alternative des „Tygodnik Powszechny“ Die ideengeschichtliche Grundlage – Die Zielsetzung – Abgrenzung gegenüber dem Staat – Abgrenzung gegenüber der Kirchenleitung – „Die Alternative zur Alternative“ 6. Bedingtes Miteinander: Die Stabilisierungsfunktion des kirchlichen öffentlichen Diskurses 6.1 Die Problematik der Kirchenverwaltung in den Westgebieten und die Haltung des Vatikans 6.2 Die staatliche Pressekampagne 6.3 Zwischen Anpassung und Verweigerung: Kirchliches Vertrauensmanagement 7. Fazit 8. Quellen- und Literaturverzeichnis 9. Abkürzungsverzeichnis

    Juden – Russen – Deutsche

    Juden – Russen – Deutsche
    1. EINLEITUNG 2. JUDEN IN DEUTSCHLAND – EINE KOMPLIZIERTE GESCHICHTE 2.1. JUDEN IN DEUTSCHLAND 1945 – 1989 2.2. DAS DEUTSCH-JÜDISCHE VERHÄLTNIS NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG 2.3. JUDEN IN DEN DEUTSCHEN MEDIEN 3. DIE RUSSISCH-JÜDISCHE ZUWANDERUNG NACH DEUTSCHLAND 3.1. „DEUTSCHLAND NIMMT“ – DIE ENTSTEHUNG DES KONTINGENTFLÜCHTLINGSGESETZES FÜR JÜDISCHE EMIGRANTEN 3.2. OFFIZIELLE BESTIMMUNGEN FÜR JÜDISCHE KONTINGENTFLÜCHTLINGE 3.3. KONSEQUENZEN UND PROBLEME DER RUSSISCH-JÜDISCHEN ZUWANDERUNG 4. DIE DISKUSSION UM DIE AUFNAHME DER RUSSISCHEN JUDEN 4.1. DIE DEBATTE IN DER POLITIK 4.2. DIE DEBATTE IN DEN MEDIEN 5. RUSSISCHE JUDEN IN DEN DEUTSCHEN MEDIEN 1992 – 2006 5.1. MEDIENUNTERSUCHUNGEN ZU RUSSISCHEN JUDEN 5.2. DIE FÄLSCHUNGSDEBATTE 5.3. DER FALL GOLLWITZ – KONTINGENTFLÜCHTLINGE ALS OPFER 5.4. DIE BEGRENZUNGSDEBATTE 5.5. AKADEMIKER VS. ABZOCKER – DAS BILD DER ZUWANDERER IN DEN MEDIEN 5.5.1. DIE NEGATIVEN BEISPIELE 5.5.2. DIE POSITIVEN BEISPIELE 5.5.3. DIE „OBJEKTIVE“ BERICHTERSTATTUNG 5.6. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE 6. SCHLUSSBETRACHTUNG 7. LITERATURVERZEICHNIS 7.1. QUELLEN 7.2. MEDIEN 7.3. SEKUNDÄRLITERATUR

    Eine Renaissance: Stadtgeschichte(n) des vorrevolutionären Russlands

    Eine Renaissance: Stadtgeschichte(n) des vorrevolutionären Russlands
    1. Vorbemerkung 2. Stadtentwicklung in Russland im Spiegel der älteren Forschungsliteratur 3. Neue Forschungsansätze nach 1991 3.1. St. Petersburg und Moskau – die dominanten Metropolen 3.2. Das russische Unternehmertum: jenseits der Stereotypen 3.3. Civil society im vorrevolutionären Russland? 3.4. Städte an der Peripherie 3.4.1. Die Städte am Rande des europäischen Teils des Russländischen Imperi-ums 3.4.2. Die Städte Zentralasiens 3.4.3. Die sibirischen Städte 4. Forschungsdesiderata 5. Resümee 6. Bibliographie
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