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    Das Europabild des Humanisten und Papstes Enea Silvio Piccolomini/Pius II.

    deMarch 01, 2007
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    Wendet sich die Forschung der Begriffsgeschichte Europas zu, spielt nun schon seit mehreren Jahrzehnten Enea Silvio Piccolomini regelmäßig eine zentrale Rolle. Sein Europabegriff gilt als entwicklungsgeschichtlicher Meilenstein, er selbst als ein, wenn nicht gar der Wegbereiter einer zukunftsweisenden, fast modernen Sicht auf Europa als Kultur- und Schicksalsraum. Diese Arbeit will Europa als Einheitsbegriff im Werk dieses bedeutenden Humanisten und Politikers in all seinen Aspekten beleuchten und prüfen, inwiefern der Quellenbefund mit den Interpretationen der bisherigen Forschung übereinstimmt. Steten Nährboden für das Einheitsdenkens Piccolominis bot die nach 1453 akut voranschreitende osmanische Expansion. Der Westen reagierte zunächst in den traditionellen Mustern der späten Kreuzzüge. Bedeutend in diesem Zusammenhang ist die augenscheinliche Diskrepanz zwischen den gesellschaftlich tief verankerten Idealen des Glaubenskampfes und der strukturellen Unfähigkeit der Staaten zu allgemeiner und koordinierter Aktion. Dieser Umstand eröffnete ein Feld der Eigenwahrnehmung aus selbstkritischem Krisenbewusstsein und appellativer Selbstvergewisserung, welches Piccolomini maßgeblich prägen sollte. Auch das Bild, welches sich der Westen und als Meinungsführer seiner Zeit Piccolomini von den feindlichen Osmanen entwarfen, diente weniger der Erfassung einer fremdartigen Ethnie als einer Selbstdefinition der krisengeschüttelten christlichen Welt ex negativo. Vor diesem Hintergrund wurde Piccolominis Europabegriff bisher als gezielt in den Türkendiskurs eingebrachter Propagandabegriff interpretiert, was mehrere Implikationen mit sich bringt. Eine Propagierung würde eine regelmäßige und prominente Nutzung erfordern, welche hier nicht nachgewiesen werden konnte. Tatsächlich läuft die Kollektivbezeichnung der Christianitas, in Häufigkeit und Variation, Europa den Rang ab. Mit ihr, und wiederum nicht mit Europa, wie es Teile der Forschung sehen wollen, verknüpft Piccolomini seine Gedanken zu einem einheitlichen und den Anderen überlegenen Kulturraum. Ein weiterer, bisher unterbelichteter Aspekt des Europabildes Piccolominis ist seine Wahrnehmung des Kontinents als Beschränkung der Christenheit und als einheitlich von destruktivem Partikularismus, inhärenter Streitsucht und Egoismus geprägter Raum. Schließlich ist von einer exzeptionellen Häufigkeit der Nutzung des Wortes gegenüber den Zeitgenossen gesprochen worden. Während einige stichprobenartige Untersuchungen diesen Eindruck zu erhärten schienen, konnte bei dem zeitgleich aktiven Historiker Flavio Biondo eine tatsächliche Einführung Europas als Propagandabegriff festgestellt werden. Eine eingehende Prüfung weiterer zeitgenössischer Werke dürfte wertvolle Erkenntnisse zur allgemeinen Entwicklungslinie des Europabegriffs bereithalten. Während mit dieser Arbeit, so die Hoffnung, Nutzung, Facetten und Inhalte des Europabegriffs Enea Silvio Piccolominis umfassend beschrieben werden konnten, eröffnet letztgenannter Aspekt ein weites und künftig zu bearbeitendes Forschungsfeld zur Begriffsgeschichte Europas im 15. Jahrhundert.

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    Der Odyssee-Zyklus von Ludwig Michael Schwanthaler für die Münchner Residenz

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    Die Kulturpolitik der sowjetischen Besatzungsmacht in der SBZ/DDR 1945–1953

    Die Kulturpolitik der sowjetischen Besatzungsmacht in der SBZ/DDR 1945–1953
    Becker, Maximilian (Oktober 2007): Die Kulturpolitik der sowjetischen Besatzungsmacht in der SBZ/DDR 1945–1953. Sowjetische Literatur und deutsche Klassiker im Dienst der Politik Stalins. Magisterarbeit, LMU München: Geschichts- und Kunstwissenschaften, 21

    "Chassez loin de nous les Italiens qu’on hait tant"

    "Chassez loin de nous les Italiens qu’on hait tant"
    Antiitalianismus artikulierte sich seit dem frühen 15. Jahrhundert gegen italienische Einflüsse auf die französische Sprache und Kultur. Seit den 1560er Jahren verstärkten sich antiitalienische Tendenzen, die sich, über den kulturellen Bereich hinaus, gegen die Monopolstellung von Italienern im wirtschaftlichen Bereich und ihre starke Präsenz am Hof richteten. Die Bartholomäusnacht 1572 löste eine Welle von, hauptsächlich protestantischen, Pamphleten und politischen Streitschriften aus, die Katherina von Medici und ihre italienischen Berater für die Ereignisse zur Verantwortung zogen und die Verwandlung der französischen Monarchie in eine tyrannische Herrschaft der Italiener beschworen. Antiitalianismus ist in den 1570er Jahren also vor allem als Ausdruck einer politischen Krisensituation zu verstehen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen sechs zentrale Quellen (u. a. Innocent Gentillets Anti-Machiavel, François Hotmans Francogallia, der Reveille-Matin des François sowie der Discours merveilleux), deren Autoren der Gruppierung der Monarchomachen bzw. Malcontents zugerechnet werden können. Besonders in den Texten der Malcontents ist Antiitalianismus als Ausdruck einer tiefgreifenden Unzufriedenheit des Adels zu verstehen, der sich durch die starke wirtschaftliche Stellung und Nobilitierung vieler immigrierter Italiener in seinen Positionen bedrängt sah. Durch das antiitalienische Klima wurde der zu diesem Zeitpunkt aufkommende Antimachiavellismus in Frankreich verschärft. Ferner war die Abgrenzung gegenüber Italienern ein Mittel der nationalen Selbstidentifikation: Über den Rückgriff auf tradierte, nationale Stereotypen und rhetorische Gemeinplätze konnte das Feindbild der Italiener im polemischen Diskurs aufgeladen werden. Indem die Abgrenzung zu Italien auf politischer, religiöser und kultureller Ebene der Affirmation einer eigenen französischen Identität diente, förderte Antiitalianismus die Herausbildung eines nationalen Bewusstseins.
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