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    Der Literaturpodcast der vergessenen Bücher

    Wir werden erschlagen von der Flut an Neuerscheinungen. Jedes Jahr veröffentlichen die Verlage Unmengen von neuen Titeln. Niemand ist in der Lage, sie alle zu lesen. Wir pflegen unsere Lieblingsautoren und -Autorinnen, folgen Empfehlungen, sind von manchem Buch enttäuscht, andere wiederum wünschen wir viele Leser. Ein Buch hat heutzutage drei bis vier Monate Zeit, um nach dem Erscheinen seine Leser zu finden. Dieser Podcast widmet sich den vergessenen, den übersehenen Bücher, die womöglich nicht mehr aufgelegt werden oder ihr Dasein in einer Ecke der Buchhandlungen fristen. Wo sie allmählich verstauben oder aus dem Angebot genommen werden. Autoren und Autorinnen, deren Bücher mich bewegt haben. Ich war erstaunt, als ich an meinem Bücherregal vorbeigegangen bin, wie viele es sind, an die es sich zu erinnern lohnt. Jede Woche ein Buch von nun an. Jeden Mittwoch eine Autorin oder ein Autor, deren Namen manchen vielleicht nicht bekannt sind. Weniger als verspätete Kritik, vielmehr als eine Liste voller Empfehlungen. Romane und Stories, die es wert sind, noch einmal oder zum ersten Mal gelesen zu werden. Die Welt der Literatur wächst mit jedem Jahr. Also schauen sie mir über die Schultern, vielleicht ist ja etwas für sie dabei.
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    Episodes (159)

    Franßen zu Marie NDiaye "Die Rache ist mein"

    Franßen zu Marie NDiaye "Die Rache ist mein"
    Die Autorin Marie NDiaye erzählt von einer 42jährigen Anwältin aus Bordeaux. Sie übernimmt das Mandat zur Verteidigung einer Mutter, die ihre Kinder ermordet hat. Die Festnahme ließ sie teilnahmslos über sich ergehen. Sie hat alles gestanden, sie will ihre Strafe verbüßen. Ihr Ehemann, von dem sie die Scheidung fordert, setzt alles daran, um sie vor Gericht freisprechen zu lassen.

    Franßen zu Térezia Mora "Muna oder Die Hälfte des Lebens"

    Franßen zu Térezia Mora  "Muna oder Die Hälfte des Lebens"
    Munas Mutter ist Schauspielerin. Wir steigen in die Geschichte ein, als sie versucht, sich das Leben zu nehmen. Ihre Tochter lässt sie kurz vor dem Abitur allein zurück und schon hier zeigt sich Munas Gefährdung, wie auch ihr eiserner Wille, die Katastrophen im Leben anzunehmen. Sie wird nicht nur ihr Abitur schaffen, sich auch allen Bestrebungen wiedersetzen, sie in ihre Obhut zu unterstellen.

    Franßen zu Thomas Wolfe "Die Party bei den Jacks"

    Franßen zu Thomas Wolfe "Die Party bei den Jacks"
    Jack, als Jude aus Koblenz eingewandert, hat sich ganz dem Klischee entsprechend vom Tellerwäscher zum Millionär hochgearbeitet, ist Teil des Geldadels in Manhattan, der sich mit Glamour umgibt. Man bleibt unter sich. Man genügt sich. Man befindet sich im Vakuum der eigenen Wichtigkeit und schaut wie Jack aus schwindelerregender Höhe in die Schluchten Manhattans hinunter, wo Taxis wie Menschen umherirren.

    Franßen zu Zadie Smith "Betrug"

    Franßen zu Zadie Smith "Betrug"
    Zadie Smiths gefeierter Roman "Betrug" beharrt darauf, dass es eine Wahrheit geben kann, geben muss. Trotz aller Lügen, Fake News, moralische Absicherung nach allen Seiten. Es gibt natürlich die eine Wahrheit, nichts als die eine, die muss man nur finden. Wenn man nicht gleich der festen Überzeugung ist, sie zu kennen. Was in "Betrug" ein Aufreger ist, weil sich jemand ein fremdes Leben anmaßt, ist heute leichthin möglich.

    Franßen zu Siri Huvstedt "Der Sommer ohne Männer"

    Franßen zu Siri Huvstedt "Der Sommer ohne Männer"
    Siri Huvstedts Roman "Der Sommer ohne Männer" in der Übersetzung von Uli Aumüller ist die Geschichte der New Yorker Dichterin Mia, die von ihrem Mann verlassen wird und in der Psychiatrie landet. Ein völliger Zusammenbruch nach einer aufreibenden gemeinsamen Zeit als Ehepaar, aus der der Mann sich einfach verabschiedet. Er nennt es eine Pause, vergnügt sich anderswo. Mia jedoch ist stark und verzweifelt genug, um zur Selbsthilfe zu greifen. Der Aufenthalt in der Klinik währt nur kurz.

    Franßen zu Ali Smith "Gefährten"

    Franßen zu Ali Smith "Gefährten"
    Sandy ist Mitte Fünfzig, ein Alter, in dem sich leicht eine Krise einschleicht. In ihrem Fall sind es eher die Krisen anderer, die ihr Gleichgewicht herausfordern. Ein Vater, der wegen Corona im Krankenhaus liegt. Sein Hund, den es zu hüten gilt. Ein seltsamer Anruf einer alten Freundin, in dem es um ein kunstvoll geschmiedetes eisernes Schloss aus dem Mittelalter geht und deren erwachsene Kinder plötzlich vor Sandys Haustür auftauchen, sie beschimpfen und von ihr verlangen, dass sie ihre Mutter nicht länger belästigt.

    Franßen zu János Székely "Die Nacht, die vor 700 Jahren begann"

    Franßen zu János Székely  "Die Nacht, die vor 700 Jahren begann"
    Es ist die Geschichte des Dorfs Kákásd und seiner Bewohner. Die unter der Hitze, den Kriegen und Ausbeutung zu leiden haben. Trotz aller harten Arbeit sind sie dem Hunger in einem an reicher Ernte verwöhnten Gegend ausgesetzt, die sie eigentlich ernähren müsste. Wären da nicht der Adel, die Landbesitzer, die Parasiten. Die Unterdrückung währt seit 700 Jahren. Die Grafen wechseln sich, die Bauern ducken sich weg. Es lässt sich ja nichts ändern, es war schon immer so. Auch der Hass auf die Roma und die Juden.

    Franßen zu James Leo Herlihy "Midnight Cowboy"

    Franßen zu James Leo Herlihy "Midnight Cowboy"
    Joe Buck, der große, gutaussehende, naive Macho mit dem weichen Kern, den sein blinder Optimismus von Houston nach New York treibt, kauft sich gleich zu Anfang von "Midnight Cowboy" ein Paar Stiefel, die mehr sind als eine Fußbekleidung. Joe Buck sieht im Roman von James Leo Herlihy seine Zukunft darin, sich sein Leben als Stricher zu verdienen, weil er nicht nur über einen stattlichen Körper verfügt, sondern auch zutiefst von seinen Sexualpraktiken überzeigt ist. Egal, ob mit Mann oder Frau. In Zukunft werden alle Träume in Erfüllung gehen.

    Franßen zu Sally Rooney "Normale Menschen"

    Franßen zu Sally Rooney "Normale Menschen"
    In Sally Rooneys Roman "Normale Menschen" mögen sich die Protagonisten vielleicht als normal bezeichnen, doch sie sind es auf keinen Fall. Aus der scheuen Marianne wird eine selbstwusste Studentin werden. Aus dem angebeteten Sportler Connell, mit dem sie zusammen zur Schule geht, ein an sich zweifelnder Autor und Underdog. Normal heißt nichts anderes als Verleugnung, Verlust, Selbstzweifel.

    Franßen zu Yishai Sarid "Schwachstellen"

    Franßen zu Yishai Sarid "Schwachstellen"
    Das Leben eines Hackers stellen wir uns eintönig vor. Die Tüte Chips, die Cola auf dem Schreibtisch, von Nacken- und Rückenschmerzen geplagt, ein Leben für den Bildschirm. Kein Wunder also, dass Siv in "Schwachstellen" von Yishai Sarid in der Übersetzung von Ruth Achlama davon träumt, fremde Welten zu bereisen, Abenteuer zu erleben. Besäße er nur nicht dieses außerordentliche Talent zum Hacken, das einen Nachrichtendienst auf ihn aufmerksam macht.

    Franßen zu Jon Fosse "Ein Leuchten"

    Franßen zu Jon Fosse "Ein Leuchten"
    Lesen wir Jon Fosse geraten wir in ein Gespräch mit seinen Figuren. Hier muss keine Nähe hergestellt werden, sie ist vom ersten Satz an da. Selbst wenn die Gedanken sich wiederholen und Schleifen verfallen. In der knapp 70 Seiten umfassenden Geschichte "Ein Leuchten" fährt ein Mann von der Landstraße ab und bleibt mit seinem Wagen im Wald stecken. Schon kreisen die Gedanken bruchstückhaft um das, was nun zu tun ist. Schließlich hat er seit Längerem nichts gegessen und es beginnt zu schneien.

    Franßen zu Heinrich von Kleist "Michael Kohlhaas"

    Franßen zu Heinrich von Kleist "Michael Kohlhaas"
    Mit seiner Novelle hat Heinrich von Kleist das literarische Mahnmal des bürgerlichen Ungehorsams geschrieben. Einem Rosshändler werden zwei Rappen konfisziert, weil ihm angeblich ein Passierschein fehlt, den er für die Durchreise benötigt. Er verspricht, die notwendigen Papiere umgehend zu besorgen, und lässt seine beiden Pferde zum Pfand zusammen mit dem Knecht zurück. Der wird schwer misshandelt und die Pferde sind bei seiner Rückkehr auf Klepper herabgewirtschaftet worden.

    Franßen zu Daniel Kehlmann "Lichtspiel"

    Franßen zu Daniel Kehlmann "Lichtspiel"
    Nach "Der Vermessung der Welt" beruht auch "Lichtspiel" auf realen Personen und wieder gelingt es Daniel Kehlmann, sie nicht entlang der Fakten zu beschreiben, vielmehr sie zu fiktionalisieren. Dass Schauspieler, Regisseure, Künstler verführbare Menschen sind, die mitunter moralische Skrupel über Bord werfen, kennen wir aus Klaus Manns Roman "Mephisto". Auch wenn Kehlmanns Georg Wilhelm Pabst beileibe nicht das Diabolische wie Hendrik Höfgen verkörpert. Kehlmann schafft hingegen es, dem absurden Versagen, dem Hoffen, dem Trauern, der Angst und Dummheit einen Hauch von Komik abzuringen.

    Franßen zu Emmanuel Carrére "V13"

    Franßen zu Emmanuel Carrére  "V13"
    Der Titel bezieht sich auf den Tag des Attentats in Paris: dem Vendredi 13. Carrére verfolgte die Gerichtsverhandlung wegen der Terroranschläge im November 2015 über Monate im Gerichtssaal. Er sitzt schweigend da, während die Anklagen verlesen werden, die Zeugen aussagen, die Tragödie erneut heraufbeschwört wird. Er tauscht sich mit Nebenklägern, Angehörigen, Pressekollegen aus, diskutiert mit ihnen das Schweigen der Hauptangeklagten, während in einem anderen Saal die Entschädigungsklagen der Hinterbliebenen verhandelt werden.

    Franßen zu Par Barker "Die Straße der Geister, Niemandsland, Das Auge in der Tür"

    Franßen zu Par Barker "Die Straße der Geister, Niemandsland, Das Auge in der Tür"
    "Die Straße der Geister", "Niemandsland", "Das Auge in der Tür" lauten die Titel jener drei Romane von Pat Barker, die sich mit den Folgen des Ersten Weltkriegs beschäftigen. Das Abschlachten endete nicht mit der Kapitulation. Die Siege, werden gefeiert, während die Liste der Toten, Versehrten, das Grauen des Alltags bestimmen.

    Franßen zu Flannery O’Connor "Keiner Menschenseele kann man noch trauen"

    Franßen zu Flannery O’Connor "Keiner Menschenseele kann man noch trauen"
    Da ist der Starrsinn einer Großmutter, die nicht nach Florida will und ihre ganze Familie in den Abgrund reißt, in "Ein guter Mensch ist schwer zu finden". Da ist der verzweifelte Versuch einer Mutter, einen Landstreicher damit zu bestechen, ihre Tochter zu heiraten, indem sie ihm einen Wagen schenkt in "Das Leben, das du rettest, könnte dein eigenes sein". Die Stories von Flannery O’Connor geben den Stoff für Romane ab.