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    Meyer trifft Mediziner

    Die etwas andere Sprechstunde mit Thomas Meyer. Der Schriftsteller trifft Menschen aus der Medizin und unterhält sich mit ihnen über ihre Arbeit und das Leben. Eine Sammlung von berührenden, persönlichen und erhellenden Gesprächen.
    de33 Episodes

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    Episodes (33)

    «Medizin ist Sprache» Dr. Irene Burger, Nuklearmedizinerin und Radiologin

    «Medizin ist Sprache» Dr. Irene Burger, Nuklearmedizinerin und Radiologin
    Irene Burgers Begeisterung für die Möglichkeit, in den Menschen hineinzusehen, entdeckte sie als junge Ärztin in einem Spital auf Haiti, wo es zwar ein Ultraschallgerät gab, aber niemanden, der es richtig bedienen kann. So wurde sie zur Spezialistin. Wie geht man aber mit dem um, was man erblickt? Wie vermittelt man es Kolleginnen und Kollegen korrekt – und wie den Betroffenen und ihren Angehörigen? Und was, wenn man selber eine davon ist? Ein berührendes und persönliches Gespräch über Forschung, Heilung und Sprache.

    «Erotische Flexibilität macht einen guten Partner aus.» Dr. Eliane Sarasin Ricklin, Gynäkologin

    «Erotische Flexibilität macht einen guten Partner aus.» Dr. Eliane Sarasin Ricklin, Gynäkologin
    Menschen können sehr gut über Sex reden – bloss nicht über ihren eigenen. Da fehlen ihnen manchmal buchstäblich die Worte, wie die Gynäkologin Eliane Sarasin Ricklin immer wieder festgestellt hat. Vor allem, wenn der Körper einer Frau nach einer Brustkrebsoperation anders aussieht. Also absolvierte Eliane Sarasin Ricklin eine Zusatzausbildung in Sexualmedizin. Seither kommen Patientinnen mit ihren Partnern zu ihr, um offen miteinander über ihr Liebesleben zu reden – oft zum ersten Mal. Dabei hören sie vermeintlich banale Fragen wie: «Warum wollen Sie Sex?».

    «Das waren tränenreiche Abschiede» Prof. Dr. Mathias Schmid, Onkologe

    «Das waren tränenreiche Abschiede» Prof. Dr. Mathias Schmid, Onkologe
    Wie gestaltet sich Onkologie während einer Pandemie? Prof. Mathias Schmid vom Zürcher Triemli-Spital erzählt von der Einsamkeit seiner Patienten und Patientinnen, die während einer langwierigen Behandlung wochenlang keine Angehörige empfangen durften, von den emotionalen Szenen, die sich beim Eintritt ins Spital abspielten, und von den Nöten seiner eigenen Leute, deren Beziehungskompetenz noch stärker gefordert ist. Was hält er von all jenen, die auch ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie diese immer noch verharmlosen? «Die dürfen gern mal hier vorbeikommen», antwortet Prof. Schmid ohne jeden Hohn. Mit seiner ebenso sachlichen wie zugewandten Art wäre er in der Tat auch für solche Gespräche eine ideale Besetzung.

    «Zu helfen ist für jeden etwas Sinnvolles» Prof. Dr. Martin Früh, Onkologe

    «Zu helfen ist für jeden etwas Sinnvolles» Prof. Dr. Martin Früh, Onkologe
    Er hat sich erst überlegt, Anwalt zu werden, um Menschen zu helfen, aber der soziale Aspekt des Arztberufes überzeugte Martin Früh schliesslich mehr. Ausserdem hatte er grossen Respekt für seinen Vater, der in Nigeria geboren war und mit nichts in die USA auswanderte, um ein erfolgreicher Radioonkologe zu werden. Martin Früh hat selber in Übersee gearbeitet: «Dort gibt es einen regelrechten Ärztekonsum, hier hingegen kann man es sich leisten, sich Zeit für die Patienten zu nehmen. Das wird von diesen auch zurecht eingefordert.» Er hofft, dass der «Luxus, für die Patienten Zeit zu haben» der Schweiz noch lange erhalten bleiben wird.

    «Ich höre oft: Ah, da kommt jemand mit guter Laune!» Silja Gilliand, Pflegefachfrau

    «Ich höre oft: Ah, da kommt jemand mit guter Laune!» Silja Gilliand, Pflegefachfrau
    Die Pflegefachfrau Silja Gilliand kümmert sich von früh bis spät um Schwerkranke und Sterbende, die sich jedesmal freuen, wenn die warmherzige Frau ihr Zimmer betritt. Ohne Menschen wie Silja Gilliand würde ein Spital nicht funktionieren. Vermutlich würde überhaupt nichts funktionieren. Dabei wollte sie gar nie im Pflegeberuf arbeiten, sondern Reiseleiterin werden. Wie sie aber über ihren Beruf spricht, über ihre Menschenliebe, über die vielen Dinge, die sie für Sterbende tut, bis hin zum Abspielen von Musik, erhält der Zuhörer immer mehr den Eindruck, dass sie ihren ursprünglichen Berufswunsch tatsächlich umgesetzt hat: als Begleiterin für die letzte Reise.

    «Man müsste den Menschen beibringen, wie sie gut mit sich umgehen» Barbara Denecke, Onkologin

    «Man müsste den Menschen beibringen, wie sie gut mit sich umgehen» Barbara Denecke, Onkologin
    Barbara Denecke wäre gern Präventivmedizinerin geworden: «Die Menschen wissen viel zu wenig über ihren Körper. Ideal wäre es, den Arzt dort anzusetzen, wo es ihn noch nicht braucht.» Ihrer Meinung nach sollten Gesundheit und Bildung viel stärker ineinandergreifen: «Dann würden sich Diabetiker nicht darüber wundern, dass auch Apfelsaft Zucker enthält.» Onkologin wurde sie, weil die Begleitung von Menschen sie begeistert – und weil sie schon immer eine Optimistin war. Eine Eigenschaft, die in ihren Augen sehr hilfreich ist für ihre Arbeit: «Ich darf nicht im Tief stecken bleiben mit dem Patienten. Ich will ihm den nächsten Schritt aufzeigen und diesen zusammen mit ihm gehen.»

    «Manchmal kann man einfach nur sagen: Es ist jetzt scheisse» Dr. Stefanie Aeppli, Onkologin

    «Manchmal kann man einfach nur sagen: Es ist jetzt scheisse» Dr. Stefanie Aeppli, Onkologin
    Wenn Stefanie Aeppli an sozialen Anlässen von ihrer Arbeit erzählt, reagieren die meisten mit Bestürzung: «Onkologie? Warum machst du so etwas!». Sie erklärt dann, dass sie, trotz den schwierigen Situationen, schöne und enge Beziehungen mit ihren Patientinnen und Patienten aufbauen und diesen dadurch häufig helfen könne. Dafür hätte sie oft gern mehr Zeit. Manchmal, bei schlechten Diagnosen, entsteht aber auch Wut, und manchmal richtet sich diese gegen Stefanie Aeppli, die Ärztin, die trotz bestem Bemühen nicht helfen kann: «Gewisse Patientenbeziehungen erholen sich davon nicht.» Auch sie selber verspürt angesichts dieser Ohnmacht Frust. Manchmal gibt es dafür nur noch deutliche Worte.

    «Als ich kam, war der Tod gerade gegangen» Dr. Raoul Pinter, Palliativmediziner

    «Als ich kam, war der Tod gerade gegangen» Dr. Raoul Pinter, Palliativmediziner
    Der Palliativmediziner Raoul Pinter hält sich berufsmässig an der Schwelle zwischen zwei Welten auf, die für ihn beide real sind. «Plötzlich war der Raum gefüllt» – so beschreibt er den Moment direkt nach dem Tod einer Patientin. Ein andermal spürte er beim morgendlichen Betreten der Station, dass soeben ein Patient gestorben war. An dem eindringlichen Empfinden solcher Vorgänge drohte Raoul Pinter zu zerbrechen. Er nahm sich vor, sich mehr mit dem Unerklärlichen zu beschäftigen – und landete bei sich selbst, beim eigenen Unerklärlichen und vor allem der Frage: Warum bin ich so sensibel? Die Antworten haben ihm im Umgang mit Sterbenden sehr geholfen.

    «Ich mache mir Sorgen, wenn Patienten allein zu Terminen kommen» Dr. Aurelius Omlin, Onkologe

    «Ich mache mir Sorgen, wenn Patienten allein zu Terminen kommen» Dr. Aurelius Omlin, Onkologe
    Aurelius Omlin hat es manches Mal beobachtet: Jemand bekommt eine Krebsdiagnose und bereut weniger das nahe Ende seines Lebens, sondern vielmehr, dieses mit zu viel Arbeit verbracht zu haben. Darum will der Onkologe sein Arbeitspensum reduzieren, um einen Tag pro Woche Gesangsunterricht zu nehmen – und vielleicht sogar noch Kunstgeschichte zu studieren. Kommen seine Patient:innen allein zu ihren Terminen, ist er alarmiert: «Da frage ich mich: Was haben sie zuhause erzählt?» Oft heisst es, man wolle den Partner nicht belasten. Aurelius Omlin will seine Patient:innen aber nicht nur begleiten – er will auch, dass sie von ihren Angehörigen begleitet werden.

    «Auch Krebs ist ein Teil der Schöpfung.» Dr. Christoph Driessen, Onkologe

    «Auch Krebs ist ein Teil der Schöpfung.» Dr. Christoph Driessen, Onkologe
    In Christoph Driessens Leben spielten und spielen drei Kräfte eine tragende Rolle: Musik, Neugierde und der Glaube. So wurde er Kirchenmusiker und später Onkologe. Er, der die Dinge gern verstehen will, wurde von diesem Gebiet, in dem vieles noch nicht verstanden wird, regelrecht angezogen. Es gibt auch etwas, das er an sich selbst nicht versteht: die Rastlosigkeit, die ihm gemäss seiner Mutter schon als Säugling eigen war und ihn noch heute manchmal ungeduldig macht. Loswerden möchte er sie aber nicht; er betrachte sie als so gottgegeben wie die gesamte Schöpfung, einschliesslich der Krankheit. Sogar dann, als die in Form von Leukämie zwei seiner vier Kinder traf.

    «Es ist mir sofort anzumerken, ob ich gute oder schlechte Nachrichten habe.» Dr. Christian Rothermundt, Onkologe

    «Es ist mir sofort anzumerken, ob ich gute oder schlechte Nachrichten habe.» Dr. Christian Rothermundt, Onkologe
    Christian Rothermundt wäre ein schlechter Pokerspieler – zu präsent ist seine innere Verfassung. Das wiederum macht ihn zu einem guten Arzt: «Es ist mir wichtig, dass Schicksale mich immer noch betroffen machen.» Seine Tage beginnt er mit Laufen oder Schwimmen, so findet er die Stärke und Zufriedenheit für seine Arbeit. Er, der Menschen oft bis zu ihrem Tod begleitet, ist der Ansicht, dass dahinter nichts auf uns wartet. «Was darüber hinauslebt; das Leben, von dem man sagt, es gehe weiter, sind Dinge, die in anderen Menschen weiterleben, weil sie sich an einen Verstorbenen erinnern.»

    «Mit den Jahren lernt man zu schweigen.» Dr. Marie-Claire Flynn, Onkologin

    «Mit den Jahren lernt man zu schweigen.» Dr. Marie-Claire Flynn, Onkologin
    Marie-Claire Flynn, Oberärztin für Onkologie und Hämatologie am KSSG, hat sich schon als Kind für Anatomie interessiert. Als dann ihre Mutter an Darmkrebs erkrankte und ein sensibler Onkologe die Familie auf eindrückliche Weise begleitete, war ihr klar, dass auch sie den Menschen so helfen will: nahbar und einfühlsam. Diese Präsenz sei nicht nur für ihre Patientinnen und Patienten ein Gewinn, sondern auch für sie selbst: «In der Onkologie erlebt man viele schöne Emotionen, die man anderswo nie vorfinden würde.» Worte, findet sie, seien dabei oft hinderlich.
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